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Foto: dpa/Führer

Ozapft is, und auf der Wiesen in München wird in den kommenden Wochen nicht nur manche Maß, sondern auch manch eine Brezen vertilgt werden. Sprachlich gesehen gehört die Brezel wie Semmel oder Butter zu den Wörtern mit landschaftlich variierendem grammatikalischem Geschlecht: Die Brezel heißt die Brezel in Deutschland, sagt der Duden, während sie in Österreich auch sächlichen Geschlechts sei, also das Brezel. Ich darf hier aber aus eigener Erfahrung beisteuern, dass in meiner Jugend in Vorarlberg durchaus auch von männlichen Brezeln gesprochen wurde, die Bretzel oder das Brezel dort also der Brezel hieß und wohl auch noch heißt, wenn er sich denn nicht einer Geschlechtumwandlung unterzogen haben sollte.

Weshalb die Brezen, dieses lieblich und doch raffiniert geformte Gebäck, als Synonym für einen Sturz herhalten muss, ist mir ebenso schleierhaft geblieben wie der Zusammenhang der Brezen mit dem Aufbrezeln, was soviel bedeutet wie "sich gut anziehen, sich schminken" und seit der Mitte der 1990er Jahre in Gebrauch sein soll (vgl. "neuer Wortschatz: Neologismen der 90er Jahre im Deutschen", Von Dieter Herberg, Michael Kinne et.al.; Verlag De Gruyter 2004). Wahrscheinlich unterläge man einem Irrtum, wenn man annähme, dass man in Gesellschaft einen guten optischen Eindruck erweckt, indem man sich mit einer oder mehreren Brezen behängt.

Im Duden findet man den Ausdruck "das geht wie das Brezelbacken", was soviel bedeutet wie "das geht in auffallend rascher Zeit vor sich". Auch dies ist mysteriös und reichlich unlogisch: Das Backen von Brezeln dürfte so viel Zeit in Anspruch nehmen, dass sich die Zubereitung von Spiegeleiern oder eines Schinkentoasts viel besser zur Veranschaulichung einer schnellen Verrichtung eignen würden.
Für den Fall, dass die p.t. Leser ein paar wohlgeformte Postings zum Thema Brezen beizusteuern haben: Ich bitte darum.