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Irgendwo in meiner Wörterbuch-Materialsammlung hatte ich noch einen Satz herumstehen, den ich behandeln wollte, und hier ist er auch schon. Michael Fleischhacker belustigte sich in der Presse vom 4. Oktober über das "Sieg"-Cover, mit dem das Profil gleich nach den Nationalratswahlen aufgemacht hatte. Fleischhacker empfand dieses Cover als "antifaschistischen Gesinnungskitsch" und kommentierte ironisch: "Mir persönlich wäre ja ein poetisches ,Niemals vergessen' lieber gewesen, aber das war den ,profil'-Kämpfern irgendwie zu lulu."

Warum ich an diesem Satz hängen geblieben bin? Wegen der Verwendung von "lulu" als Adjektiv, die zumindest mir hochgradig ungewöhnlich erscheint. Gemeint dürfte wohl sein, dass es den "profil-Kämpfern" zu unentschieden, zu neutral, zu weich, eben zu lulu vorgekommen wäre, hätten sie mit "einem poetischen ,Niemals vergessen'" getitelt.

Die Idee des formlos Weichen liegt ja auch der abschätzigen Charakterisierung eines Mannes als "Lulu" zu Grunde: Ein Typ, dem der nötige Mumm fehlt, ein Warmduscher, ein Weichei. Es wäre allerdings verfehlt, wollten des Wortes "lulu" Unkundige nun daraus den Schluss ziehen, dass "lulu" in Österreich generell als Synonym für "weich" verwendet werden kann: Formulierungen wie "Ich hätte gerne drei Lulu-Eier" (für: drei weiche Eier), "Lulukäse", "Luluzeichner" oder ähnliches würden nämlich bei einem unbefangenen Gesprächspartner heftiges Erstaunen und Verdatterung provozieren. Vielleicht haben die p.t. Leser dazu ein paar Assoziationen auf Lager.