ein hase, namens löffel, was nicht besonders originell aber

leicht zu merken ist, hatte sich mit einem igel namens bürste

angefreundet. auch dieser name veranlasst niemanden zu einem schmunzler. jetzt erwarten sich alle gebildeten leser die bekannte geschichte, aber es kam alles ganz anders. die beiden freunde

beschlossen mit ehrenwort, nie einen wettlauf zu machen,

weil der hase die peinliche geschichte schon lange kannte und als schande der familie ansah. der igel verachtete grundsätzlich bekanntes und hatte auch keine neuen einfälle. so saßen sie

tagelang im wirtshaus und wenn der igel einmal als erster zur stelle war, sagte der hase so so. herr löffel nuckelte oft

stundenlang an einem achterl rot, während der igel den weißen wie ein bürstenbinder hinter die binde goss. man muss

einsehen, dass diese art von freundschaft nicht besonders

entwicklungsfähig war und auch bald symptome einer

nachhaltigen fadesse zeigte. eines tages sagte der igel beiläufig, sollten wir nicht doch einmal einen kleinen wettlauf probieren? das überraschte den hasen so sehr, dass er gar nicht darauf

antworten konnte. und wenn sie nicht gelaufen sind, sitzen sie noch heute im wirtshaus.

(friedrich achleitner, DER STANDARD/Printausgabe, 14./15.02.2009)