Chisinau/Tiraspol - Nur knapp eineinhalb Flugstunden von Wien entfernt liegt die Republik Moldau. Im Westen grenzt Rumänien, im Osten und Norden die Ukraine an den 33.800 Quadratkilometer großen Staat. Von den knapp über vier Millionen Einwohnern verdient mittlerweile mehr als ein Viertel sein Geld im Ausland. Jobs gibt es außerhalb der Hauptstadt Chisinau (750.000 Einwohner) so gut wie gar nicht, das Durchschnittseinkommen wird auf 70 bis 120 Euro geschätzt.

Nach dem Zerfall der Sowjetunion erklärte Moldau 1991 seine Unabhängigkeit, bereits am 31. August 1989 (Nationalfeiertag) war Rumänisch als Amtssprache eingeführt worden. Doch das kleine Land zwischen den Flüssen Prut und Dnjestr kam nicht zur Ruhe: Am 2. September 1990 verkündete die "Pridnestrowskaja Moldawskaja Respublika", im Ausland bekannt als Transnistrien, seinen Austritt aus der Republik Moldau - ein schmaler Streifen Land im Osten mit etwa der Fläche des Burgenlands. Am 2. Dezember 1991 wurde Igor Smirnow zum Präsidenten der abtrünnigen "Dnjestr-Republik" gewählt.

Transnistrien-Krieg

Im Dezember 1991 kam es zu bewaffneten Zusammenstößen zwischen den Selbstverteidigungsmilizen Transnistriens und der Nationalgarde Moldaus. Die Kampfhandlungen forderten mehrere hundert Tote und endeten am 21. Juli 1992. Friedenstruppen Russlands, Moldaus und Transnistriens rückten in eine Sicherheitszone ein. Die PMR zählt etwa 450.000 Einwohner, Hauptstadt ist Tiraspol.

Moldau, Teil des einstigen Bessarabien, das bis ans Schwarze Meer reichte, galt über viele Jahrhunderte als die Kornkammer Russlands bzw. der Sowjetunion. Mit seiner berühmten "schwarzen Erde" ist das fruchtbare Hügelland (höchste Erhebung: 450 Meter) auch heute noch vor allem für seine Weinproduktion bekannt. Ein Großteil der landwirtschaftlichen Flächen liegen jedoch mittlerweile brach, den meisten Bauern fehlen die Mittel für die Bestellung der Felder, die Armut ist groß. Es heißt, Moldau habe seit seiner Unabhängigkeit rund 70 Prozent seines ursprünglichen Wohlstands eingebüßt.

Menschenhandel

Dafür "blüht" der Menschenhandel: Frauen werden ins Ausland gebracht, um dort als Prostituierte zu arbeiten, Männer werden vor allem als Billig-Arbeitskräfte in der Landwirtschaft eingesetzt, es wurden sogar schon Fälle von Organhandel bekannt. Dies führte wiederum dazu, dass viele Kinder als sogenannte Sozialwaisen im verarmten Moldau zurückblieben. In den Kinderheimen herrschen aufgrund fehlender staatlicher Unterstützung entsetzliche sanitäre Zustände. Internationale Hilfsorganisationen bemühen sich nun seit einiger Zeit, pädagogische Betreuung und Unterbringung zu verbessern.

Bei den jüngsten Parlamentswahlen konnte sich die Kommunistische Partei von Präsident Vladimir Voronin (Wladimir Woronin) nach offizieller Darstellung behaupten. Die Opposition rief dagegen zu Protesten auf, es kam zu Straßenschlachten. Voronin gilt als pro-westlich - auch die Bevölkerung wünscht sich eine Annäherung an die Europäische Union. (APA)