Foto: Max Nash

Vor ein paar Tagen ist mir in irgendeinem Zusammenhang das Wort "Großforscher" untergekommen. Es hat mich angeregt zu überlegen, was ein Forscher denn eigentlich tun muss, um sich die Zuschreibung "Groß-" vor seiner Berufsbezeichnung zu verdienen. Um die Größe seines Untersuchungsobjektes kann es aller Wahrscheinlichkeit nach nicht gehen (ich nehme an, es gibt auch Großforscher auf dem Gebiet der Nanotechnologie); also wird es wohl so sein, dass man besonders emsig, erfolgreich und öffentlichkeitswirksam forschen muss, um aus dem Status des Kleinforschers, 08/15-Forschers oder Wald-und-Wiesenforschers in jenen des Großforschers zu avancieren. Sehr präzise wird man die Grenze zwischen Klein und Groß nicht ziehen können, weshalb der Bezeichnung Großforscher tendenziell immer ein Rest von Unschärfe anhaftet.

Zu beobachten ist das Vergrößerungsphänomen nicht nur bei Forschern, sondern häufig auch bei Kritikern, die dann zu Großkritikern werden, oder bei Schriftstellern, welche, wenn sie nur fleißig und talentiert genug sind, sich in Großschriftsteller verwandeln können. Auch hier ist die Bezeichnung unpräzise, und wer etwa von den österreichischen Gegenwartsdichtern die Bezeichnung des Großschriftstellers verdient und wer nicht, darüber ließe sich gewiss trefflich streiten. Weit weniger häufig bekommt man es mit Großmusikern oder Großmalern zu tun; zu letzteren habe ich einen vereinzelten Beleg in einem Buchtitel gefunden, nämlich "Januarius Zick (1730-1797). Der letzte deutsche Großmaler".

Jetzt aber übergebe ich das Wort an die p.t. Leser, auf dass sie sich durch die Darlegung geistreicher Ideen zum Thema Groß- aus einem einfachen Poster-Dasein in den ruhmreichen Stand des Großposters emporarbeiten mögen.