Honda SH 330i versus ...

Foto: Werk

... Vespa GTS 300 Super.

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Die Italiener haben den Roller, wie wir ihn heute kennen, erfunden und heute noch gehört die Vespa zu Italien wie der Griff ans Gemächt. Dabei fahren auch immer mehr Italiener einen Scooter aus Asien.

Einer der Gründe doch einmal einen typischen Japan-Roller mit einem typischen Italo-Roller zu vergleichen. Warum kauft wer welchen Roller? Ich habe mich dazu entschieden die Vespa GTS 300 Super, den Lieblingsroller vieler Italo-Fanatiker, gegen den Honda SH 330i, den edlen Sport-Scooter aus Japan, antreten zu lassen.

Was einem zu allererst ins Auge springt, ist, dass die Vespa schön ist. Da kann man über Geschmack streiten können wie Lessing mit Gottsched über dessen Dramatheorie, aber eines ist fix: die Vespa ist schön. Sie sieht klassisch, elegant und gleichzeitig sportlich aus. Die breiten Seitendeckel schreien regelrecht nach Federico Fellini und Anita Ekberg. Die Vorderradaufhängung über die Einarmschwinge ist inzwischen zu einem Markenzeichen geworden. Kurzum, die Vespa hat Stil und ist mit 300 Kubikzentimeter mehr als ordentlich motorisiert. Emozione, Stile, Eleganza.

Im Vergleich dazu schaut der Honda-Roller nach Design-Massenware aus. Er hat keine breiten Seitendeckel am Hinterrad, er ist sogar so schlank, dass man zwei Mal schauen muss, ob es sich um einen 300er oder einen 125er handelt. Das hat aber einen entscheidenden Vorteil. Im Großstadtgetümmel fährt man mit dem 730 Millimeter breiten SH300i noch zwischen den Autos durch, wo die 755 Millimeter breite Vespa schon lange in voller Schönheit steht.

Der SH300i hat vorne keine Einarmschwinge, er hat eine 35-Millimeter-Telegabel. Schaut verdammt normal aus, aber in Kombination mit den 16-Zoll-Rädern und mit dem um 50 Millimeter längeren Radstand, ist der SH um Welten komfortabler als die GTS Vespa mit ihren 12-Zöllern - obwohl die große Vespa jetzt eh schon ein Fahrwerk hat, das den Namen auch verdient. Der SH hat mit 27 PS um 5 Pferde mehr im Stall als die italienische Wespe, und auch beim Drehmoment hat der Japaner mit seinen 26 Newtonmetern die Nase vorne. Dafür gehen auch die Bremsen des Honda besser - optional gibt es den SH mit C-ABS. Und sogar mit dem 600 Euro teuren Zusatz-ABS ist die besser verarbeitete Honda um 210 Euro billiger als die Vespa, die laut Liste 5800 Euro kostet, jetzt aber zum Aktionspreis von 5350 Euro übern Tisch geht (Honda SH300i ohne C-ABS 4990,-).

Zusammengefasst heißt das: Wer Stil hat und das zeigen will, der kommt um eine Italienerin nicht herum. Wer viel am Roller sitzt, täglich damit fährt, mitunter sogar weite Strecken, auf Komfort nicht verzichten will und sich außer ums Tanken um nix kümmern will, wird sich eine Honda kaufen und mit dem ersparten Geld, fürs Schöne, einen Kunstdruck von Botticellis Venus erstehen.

Und falls Sie sich jetzt fragen, warum ich nicht auf die asiatischen Billig-Roller eingehe? Weil ich noch nie ein Testfahrzeug bekommen habe - „Nein, Sie schreiben ja eh nur, dass es ein Chinakracher ist!" -, hab ich da so einen Verdacht: Die schauen nicht nur nix zu gleich sondern können auch nix. Dazu ermuntert mich auch meine Ampel-Studie. Aber gut, es muss nicht sein, dass die Bremse quietscht, es kann auch der Fahrer unterm Helm sein, und wenn dem so ist, dann klappert vielleicht nicht die Verkleidung des Fahrzeugs, sondern die Zähne des Piloten und dann ist auch klar, dass der Roller nicht schlecht beschleunigt, sondern Billigroller-Fahrer einfach nicht ordentlich Gas geben. (Guido Gluschitsch)