Selbst vom Fernsehen muss man sich nicht jeden Schwachsinn bieten lassen. Norbert Schneider, Direktor der Landesmedienanstalt Nordrhein-Westfalen, hat am Wochenende in einem Interview in der Süddeutschen zur Wehrhaftigkeit aufgefordert: Der Zuseher sei kein " passives Nullum", sondern müsse sich wie ein Kunde im Supermarkt verhalten. "Der kümmert sich auch darum, dass das Essen, das er kauft, in Ordnung ist. Wenn der Winzer panscht, dann ist der Winzer dafür verantwortlich, aber wenn der Weintrinker zu viel Wein trinkt, dann ist er selbst dafür verantwortlich. Die Aufteilung der Verantwortung nach dem Motto, der Sender ist verantwortlich, und der Empfänger ist ein Nichts, das ist vorbei. Der Zuschauer ist aktiver Teil eines Kommunikationsmodells und hat dafür einen Teil der Verantwortung zu übernehmen."

Um diese Verantwortung übernehmen zu können, meint Schneider, muss der Zuseher allerdings auch mitbekommen, "wann er hinter die Fichte geführt wird."

Gut gebrüllt, Herr Schneider, und vor allem die Formel "hinter die Fichte führen", eine leicht erkennbare Variation von "hinters Licht führen", ist ganz allerliebst. Im österreichischen Polit-Diskurs ist mir besagte Fichte noch nicht untergekommen, in Deutschland scheint sie dagegen üppiger zu sprießen, üppig genug auf jeden Fall, um einer Sprachglosse im Tagesspiegel für wert befunden zu werden.

Ich könnte mir ja durchaus vorstellen, dass diese Fichte auch im österreichischen politischen Metaphernschatz heimisch werden könnte, etwa in Sätzen wie "Herr Strache versucht, die jungen Wähler mit schwachsinnigen Comics hinter die Fichte zu führen" usf. Nebenbei: Zum verwandten Thema "Fichtenmoped" hatten wir schon einmal einen Eintrag. Die interessierten p.t. Leser finden ihn hier.