Üblicherweise verhält es sich in kapitalistischen Gesellschaften so, dass jeder, der eine Ware anzubieten hat, dieselbe loben und preisen wird: Die billigste Wurst, das beste Makrelenfilet, die aktuellste Zeitung, das sauberste Waschmittel, das leckerste Leckerli und so fort. So sehr sind wir an dieses Loben und Preisen gewohnt, dass es uns recht sonderbar, aber doch auch irgendwie erfrischend anweht, wenn wir (aus der Süddeutschen vom letzten Wochenende) plötzlich von der Existenz eines Orchester in Edinburgh erfahren, welches den viel (oder eher wenig) versprechenden Namen "Really Terrible Orchestra" (RTO) trägt. Das ist nun kein Überdrüber-Werbeschmäh, sondern der Verfasser des SZ-Artikels schreibt, durchaus glaubwürdig, dass es sich beim RTO tatsächlich um ein "bemerkenswert schlechtes Laienorchester" handle, das sich aber nichtsdestotrotz einer ständig wachsenden Fangemeinde erfreue.

Ist das nicht reizend? Wenn dieses Beispiel Schule machte, so bekämen es wir fortan mit weniger prahlerischen, dafür aber umso ehrlicheren Produktbezeichnungen zu tun. Und, wer weiß, womöglich könnte gerade diese ostentative Ehrlichkeit zum Erfolg mancher Ware beitragen: "Eine ziemlich mittelmäßige Salami", "ein völlig übersüßter Keks", "ein relativ überteuerter Fusel", "Die extrafeisten und glorios versalzenen Kartoffelchips" und so fort. Womöglich wollen sich ja auch die p.t. Leser ein wenig in der Rolle des Ehrlichkeitswerbers profilieren und haben den einen oder anderen Vorschlag zur Ergänzung dieses Stichwortes beizutragen.