Eigentlich wäre ich ja gerne Musikkritiker geworden. Für das ausgefuchste Vokabular dieser Journalistengattung hatte ich seit je ein Faible, und obwohl ich eigentlich der Meinung war, dass mir so gut wie alle Beschreibungsfinessen der Kollegen geläufig seien, stieß ich doch neuerlich in einer Kritik des Kollegen Sichrowsky auf eine Formulierung, die mir, anders als der "Knödeltenor", bis dato durch die Lappen gegangen ist. Offenkundig wenig erbaut von der Darbietung des finnischen Sängers Topi Lehtipuu bei "Cosi fan Tutte" in Salzburg, beanstandete Sichrowsky dessen "engen Meckertenor". Herr Lehtipuu wird wahrscheinlich nicht erbaut gewesen sein, seine gesangliche Leistung mit der einer Ziege verglichen zu wissen, aber das ist nun einmal das Berufsrisiko des Künstlers.

Für den Meckertenor habe ich im Internet nur wenige Belegstellen gefunden; unter anderem wird Bee Gees-Sänger Robin Gibb einmal als ein solcher bezeichnet. Ob es auch Meckersoprane, Meckeralte oder Meckerbässe gibt, entzieht sich meiner Kenntnis; und ebenso wenig weiß ich, ob nicht auch gelegentlich andere Tierlaute zur Qualifikation der stimmlichen Leistungen von Opernsängern herangezogen werden (Bellbass? Miausopran?). Ich hoffe somit auf ergänzende Postings der p.t. Leser, die gewiss auch einmal aus ihren gewohnten beruflichen Pfaden heraustreten und sich als Hobbymusikkritiker verdient machen wollen.