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Fistula nicotiana, vulgo: Tschick.

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In der FAZ vom 19. 9. habe ich einen wunderbaren, "Pro lingua latina" betitelten Artikel meines Kollegen Daniel Deckers entdeckt. Thema: Das stete Bestreben des Heiligen Stuhls, was die Fortentwicklung des Lateinischen betrifft, mit der Zeit zu gehen und alle Texte von theologischer oder rechtlicher Relevanz unabhängig von der Sprache, in der sie ursprünglich abgefasst waren, ins Lateinische zu übertragen. Das ist nicht ganz so einfach, weil die Neuzeit ja vieles zu bieten hat, was es zu Zeiten der alten Römer nicht gab und daher kein adäquater lateinischer Begriff vorrätig ist.

Davon hat sich der Vatikan aber nicht ins Bockshorn jagen lassen, sondern er pflegt sich im Fall des Falles einfach mit listig ausgeheckten Umschreibungen zu behelfen: Wenn es um Zigaretten geht, spricht man in Rom von einer "fistula nicotiana" (nikotinhaltigen Röhre; Cäsar war ja bekanntlich noch Nichtraucher); ein Playboy ist ein "iuvenis voluptarius". Andere von Deckers genannte Beispiele aus der lateinischen Fassung der Sozialenzyklika "Caritas in veritate": Die Wirtschaftskrise ist die "Angustia oeconomica", Non-Profit-Organisationen heißen "Societates quae lucrum non persequutur", und das soziale Netz ist das "Rete tutelae socialis". Ich denke mir, dass diese Anregung meine hoch gebildeten Leser dazu motivieren könnte, im Lateinischen klaffende Wortlücken nach Kräften auszufüllen: Was Festplatte, USB-Stick, IPhone Application oder Börsenkrach auf Lateinisch heißen, harrt seiner - hoffentlich baldigen - Klärung.