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Beim Bergabfahren geht's auch ohne.

Oder eine Handvoll Gatsch. Oder was auch immer: Bis ich aus den Pedalen draußen war, sicher stand und mich gebückt hatte, war der blöde Kerl nämlich schon über alle Berge. Respektive: Ein fettes Stück weiter hügelauf am gatschigen Waldweg. Er pfiff dabei entspannt - und ich aus dem letzten Loch. Das (sein Pfeifen, mein Keuchen) hatte das Surren übertönt, das aus seinem Sattelrohr kam. Denn, aber das erkannte ich erst, als ich ob des scheinbar mühelosen Überholens frustriert und sauer war, der andere fuhr ein tückisch getuntes Mountainbike. Eines von jenen, die auf den Namen "Gruber" hören. In freier Wildbahn war mir so eines bis dahin noch nie über den Weg gelaufen. Oder gerollt.

Gruber-Räder sind Elektrobikes im Tarnanzug. Denn im Gegensatz zu "ehrlichen" E-Bikes sieht man einem Gruber den Motor kaum an. Er steckt im Sattelrohr, greift via Ritzel auf die Kurbelwelle zu - und kann in nachgerüstet werden. Der 2,4 Kilo schwere Spaß kostet allerdings einen Tausender. Dafür bekommt man das bikegewordene Pendant zum Nachbrenner beim Jet. Zum Stickstoffjaukerl beim GTI. Oder zum "Turboboost" bei Knight Rider: Sobald der rote Knopf am Lenker gedrückt wird, macht es nicht "Wumm!", sondern "Surr!" - und dann schieben 100 Watt ordentlich genau dort an, wo Strampeln zur Qual wird: bergauf. Und zur Demotivation von Leuten wie mir, wenn sie von einem Opa stehengelassen werden - und zunächst nicht schnallen, wieso.

Jetzt aber träume ich selbst von Gruber. Schließlich gibt es für jeden Steigungen, an denen man sich einen Antaucher wünscht - nur: Zugeben würde ich das natürlich nie. (Thomas Rottenberg/DER STANDARD/Automobil/4.12.2009)