Einen "Chef vom Dienst" gibt es bei Print- und elektronischen Medien, einen "Unteroffizier vom Dienst" beim Bundesheer. Der "Spiegel" aber hat vor zwei Wochen ein Interview mit dem britischen Schauspieler Rupert Everett publiziert, worin sich dieser (laut Spiegel-Lead) "über seine Memoiren, seine Enttäuschung über das Filmgeschäft und seine Rolle als Kino-Schwuler vom Dienst" äußerte. Mich hat die zuletzt genannte Formulierung interessiert, weil "Kino-Schwuler vom Dienst" ein Musterbeispiel für die saloppe Ausweitung eines Begriffes in einen Bereich ist, in den er von Natur aus nicht passt: Einen "Schwulen vom Dienst" gibt es, zumindest als offizielle Funktionsbezeichnung, im Film nicht.

Wenn ein Sprecher die Formel "vom Dienst" in dieser uneigentlichen, untechnischen Weise verwendet, so bringt er damit zum Ausdruck, dass jemand ständig (freiwillig) in einer bestimmten Rolle auftritt oder auch in diese Rolle gedrängt wird. An Beispielen für derartige Vom-Dienst-Kombinationen herrscht, wie eine kleine Internet-Recherche zeigt, wahrlich kein Mangel: Der Feuerwehrmann Otto Widetschek sieht sich als eine "Kassandra vom Dienst", Jude Law ist "der Schönling vom Dienst" (News), Thilo Sarrazin ist "der Provokateur vom Dienst" (Süddeutsche), Praktikanten fühlen sich manchmal als "Gratis-Trottel vom Dienst" (Der Standard), der "Arsch vom Dienst (AvD)" ist der, der in einer Firma dauernd die Dreckarbeit machen muss. Daher auch der ressentimentgeladene, in verschiedenen Formulierungsvarianten geäußerte Protestruf: "Ich bin doch nicht der Arsch/der Tepp/der Trottel vom Dienst!"

Damit halte ich aber auch schon inne und gebe das Wort an die Posterinnen und Poster vom Dienst weiter.