Am 11. Dezember 2009 präsentierte Designer Nhut La Hong erstmals Auszüge seiner aktuellen Haute-Couture-Collection, French Lace, im Palais Ferstel

Foto: La Hong GmbH
Foto: La Hong GmbH

Vor zwei Wochen rief ich im Büro von Nhut La Hong an und landete in der Warteschleife: "Du bist mein Leben, das schwör ich dir", sang ein alpenländischer Barde, und dazu spielte jemand auf der Ziehharmonika. Ich fühlte mich geschmeichelt und beschloss, die Einladung zur La Hong-Modeschau, die man mir geschickt hatte, anzunehmen.

Dazu muss gesagt werden, dass ich ein schlechtes Gewissen habe. Während über La Hong jeder eine Meinung zu haben scheint, weiß ich nicht so Recht, was ich vom austro-vietnamesischen Designer zu halten habe. Manche nennen ihn einen Schneider, der es sich irgendwann in den Kopf gesetzt hat, ein Designer zu sein. Das finde ich nicht schlimm. Schließlich klebt auch Fiona Kristalle auf Klomuscheln und nennt sich Designerin. La Hong hat sogar schon für Hofer designt. Das hat Fiona noch nicht.

Angesichts des Rahmens, in dem die "erste österreichische La Hong Haute Couture Galanacht" ( Das war der etwas zu lang geratene Name der Veranstaltung) abgehalten wurde, wäre sie vor Neid erblasst. Im schönen Wiener Palais Ferstel trugen die Männer Lederhosen und die Damen Dirndl. Blöderweise hatte ich den Hinweis auf den Dresscode überlesen und stand im schwarzen Pulli da. Ich weiß jetzt, wie sich ein Esel, der in eine Herde von Kühen gerät, fühlen muss. Nachdem die Modeschau mit zweistündiger Verspätung anfing, konnte ich das Gefühl richtig auskosten.

Die Modeschau war dagegen sehr kompakt. Zwei Hand voll Models beschritten mit hocherhobenen Häuptern und in schwarzer Spitze den Laufsteg und zogen bis zu fünf Meter lange Schleppen hinter sich her. Das sah unbequem aus. Später erklärte La Hong, dass die Kollektion von der österreichischen Kaiserin Sissi beeinflusst ist. Ich hatte so etwas geahnt. In einer Ausstellung des Wien Museum über die Mode des 19. Jahrhunderts waren zuletzt ganz ähnliche Kreationen zu sehen. Allerdings etwas weniger freizügig und hinter Vitrinen.

Erstaunlicher fand ich, dass La Hongs Worte ins Russische übersetzt wurden. Meines Erachtens waren bei der Veranstaltung allerdings wesentlich mehr Kärntner. Von dort stammt auch eine der Sponsorinnen des Abends, die junge und gut gebräunte Besitzerin eines Trachtenhauses. Als La Hong sie vorstellte, passierte ihm ein Fauxpas: "Dagmar war einmal eine richtige österreichische Schönheit", sagte er, und der ganze Saal lachte - auch Erika Rumpold, La Hongs Geschäftspartnerin. Ich bin dann bald gegangen. (hil/derstandard.at, 14.12.2009)