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Moncler schickte vergangenes Jahr bei der Modewoche in Mailand eine Armee von Steppjackenträgern auf den Laufsteg

Foto: APA/Ansa

Lange dachte ich, Steppjacken seien ein Fall für Hasenjäger. Bestens geeignet fürs Versteckspielen im Unterholz. Nachdem aber immer mehr Steppjackenträger ihren Weg in die Städte finden, um dort Hasen anderer Art aufzuspüren, mache ich mir ersthafte Sorgen.

Unseren Landschaften droht nämlich eine modische Versteppung. Mit den Barbour-Jacken der jungen Bürgerssöhne fing es an. Sie trugen dazu Burberry-Schals und bewiesen, dass sich zwei modische Sünden wunderbar kombinieren lassen. Dann legte Chanel die gequiltete Tasche mit den Metallketten wieder auf, und die Freundinnen der Bürgerssöhne kombinierten sie mit den Hermés-Tüchern ihrer Mütter. Das war genauso scheußlich anzuschauen, aber ein Minderheitenprogramm. Und dann brachte Moncler die taillierten Steppjacken auf den Markt.

Davon werden sich Kitzbühel und die Wiener Innenstadt lange nicht erholen. Kombiniert zu Röhrenjeans, die in Stiefel oder Ugg Boots stecken, überstrahlen sie in glänzendem Plastikblau oder schillerndem Jägersgrün die Weihnachtsbeleuchtung unserer Innenstädte. Das führt zu optischen Täuschungen: Nach einigen Häferln Glühwein könnte man glauben, dass sich eine Armada an Chesterfield-Sofas durch die Einkaufsstraßen wälzt.

Oder von mittelalterlichen Infanteristen: Ab dem 12. Jahrhundert trugen diese nämlich dick wattierte, abgesteppte Wämser, die sogenannten Gambeson, wenn sie in die Schlacht zogen. Damals fing der Steppjacken-Horror an und er dauerte ganze zwei Jahrhunderte. Hoffen wir, dass er diesmal schneller vorüber geht. (hil/derstandard.at, 21.12.2009)