LED-Lampen, Scheibenbremsen, zwei Elektromotoren, Allrad-Antrieb. Beim PAS er hat man alles gedacht - außer an Kotflügel.

Foto: Yamaha
Foto: Yamaha

Hans wiegelt gleich einmal ab und meint: "Mit uns hat das nix zu tun", als ich ihm das Bild des "PAS er" unter die Nase halte. Der PAS er ist der Prototyp eines Fahrrades von Yamaha, mit zusätzlichem Elektroantrieb. Der Hans heißt mit Nachnamen Zimmermann und ist Geschäftsführer von Yamaha Motor Austria. Und trotzdem haben beide nichts miteinander zu tun.

Hans versteht meine Aufregung aber sowieso nicht. Für ihn ist das PAS-System ja quasi schon ein alter Hund. Viele kennen zwar die herkömmlichen Musikinstrumente wie Gitarren und Klaviere, die Yamaha baut - letztere heißen ja Bösendorfer und drängen ebenfalls in regelmäßigen Abständen in die Schlagzeilen. Einige kennen auch die zweirädrigen Musikinstrumente, die Yamaha baut, die YZ, WR, R1, FZ und sonstwie heißen und manchen Quell der Freude und manchen Grund für eine Anzeige sind. Aber kaum jemand weiß, dass unter dem Logo der Stimmgabeln auch Fahrräder gebaut werden. Hans aber schon: "Yamaha beschäftigt sich schon lange mit Fahrrädern. Hatte sogar eine eigene Fertigung in Dänemark, die aber aufgegeben wurde." Und damit nicht genug: "Schon vor über 10 Jahren wurde das PAS-System entwickelt. War aber zu früh."

Tretkraft-Unterstützung
PAS steht für Power Assisted Bicycles und ist der Name für die Fahrräder mit einem kleinen Motor und mit einer Batterie, als Tretkraft-Unterstützung. Die PAS-Räder wurden als Antwort auf die Umwelt- und Energieproblematik entwickelt, aber auch in Hinblick darauf, einer ständig alternden Gesellschaft die Mobilität zu erleichtern.

Bis alte Leute mit dem "PAS er" ihre Mobilität erhöhen können, werden aber noch ein paar Lenze ins Land ziehen. Noch ist das E-Fahrrad nicht mehr als eine Studie. Die hat es dafür in sich. Das "PAS er" hat nämlich einen Allradantrieb. Das hintere Rad treibt ein 150 Watt Motor an, der in der Mitte montiert ist, das Vorderrad wird durch einen 100 Watt starken Radnaben-Motor angetrieben. Als Energiequelle dient ein Lithium-Ionen-Akku, der zum Beispiel auf Bergab-Passagen vom vorderen Motor aufgeladen wird.

Mit dem Puls Gas geben
Wie stark der Motor beim Treten hilft, rechnet er sich selbst aus. Dazu misst er die Herzfrequenz des Fahrers und achtet darauf, dass sich dieser nicht übermäßig anstrengt. Die genauen Funktionen werden über das LCD-Display angezeigt und auch dort eingestellt. Und wenn einem das zu kompliziert ist, kann man auch einfach den Gasgriff würgen, wie andere Yamaha-Kunden das ja schon kennen.

Mit dem Vorderrad-Antrieb hat Yamaha schon bei den Motorrädern experimentiert: Die Hard-Enduro WR450F gab es mit Allradantrieb - das Vorderrad wurde über eine Ölleitung angetrieben. Dass sich das System nicht durchsetzte, lag aber nicht am schlechten Grip, als viel mehr am zusätzlichen Gewicht, welches den Fahrern zum Nachteil wurde, wenn sie das Motorrad in besonders selektiven Passagen heben mussten. Zusätzliches Gewicht wird auch ein Thema beim Elektrofahrrad sein. Weniger, weil man es fluchend und mit einer Hand wild gestikulierend aus dem Schlammloch hieven muss, in dem man es nach einem selbstbewusst gesprochenen "Ah, das geht leicht!" versenkt hat, sondern dann, wenn die Akkus leer sind und die nächste energiegewinnende Abfahrt noch Minuten und ein paar Steigungen weit weg ist. Da ist es dann nämlich auch kein Trost, dass dem Display der Saft fehlt, um den Puls von 400 Schlägen pro Minute bei Schrittgeschwindigkeit anzuzeigen. (Guido Gluschitsch)