Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: APA

Die Wiener Linien fahren seit einiger Zeit eine Kampagne gegen den Lebensmittelverzehr in den Öffis, welche auf der Grundidee beruht, die Damen und Herren Straßenbahn- oder U-Bahn-Esser auf mögliche Wirkungen ihres Tuns hinzuweisen. So lautet etwa ein Slogan "Eine Pizza, 10 Fettflecken" und ein anderer "Eine Leberkässemmel, 54 Mitriecher". Mir gefällt, dass die Wiener Linien auf den aussagekräftigen Neologismus "Mitriecher" gekommen sind. Gebildet wurde er nach dem Muster des Mitessers, des Mitarbeiters, des Mittäters oder des Mitwissers.

Zu analysieren wäre allenfalls, ob der Leberkässemmelesser selbst unter den Begriff des Mitriechers zu subsumieren wäre, da er ja in Wahrheit die Nase in der allernächsten Leberkäsnähe hat und somit den Leberkäse am intensivsten riecht. Dennoch wäre ich dagegen, den Esser ebenfalls als Mitriecher zu bezeichnen und mit den anderen Riechern auf eine Stufe zu stellen. Dadurch würde nämlich sprachlich der alten olfaktorischen Merkwürdigkeit nicht ausreichend Rechnung getragen, dass man Speisen, die man selbst isst, üblicherweise gerne riecht, nicht aber Speisen, die von anderen gegessen werden.

Selbstverständlich ließe sich die schöne Präposition "Mit" auch in anderen neuen Wortzusammensetzungen nutzbar machen. Mehrere übelriechende Personen könnte man, nach ihrem Verhältnis zueinander betrachtet, Mitstinker nennen. Wenn mehrere Leute miteinander vor einem Bildschirm sitzen und gemeinsam nach etwas googeln, dann ließe sich wiederum mit Fug und Recht von Mitgooglern sprechen, und so weiter und so fort.