Aston Martin DBS Volante.

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Bentley Continental Supersport.

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Maserati Quattroport Sport GTS.

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Rolls-Royce Ghost.

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Wiesman-MF5.

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Bei manchem Kleinwagen muss man findige Geschichten erzählen, damit sich der Leser ein Bild machen kann, vom Auto, vom Nutzen, vom potentiellen Käufer. Nach einer komplizierten Formel, in die Verbrauch, Preis, Beschleunigung, PS, Sex-Appeal und Beziehungsstatus eingerechnet werden, bestimmt dann jeder individuell, ob das Auto als Neuwagen in Frage kommt.

Und dann gibt es Luxusautos, deren Name allein schon das Kino im Kopf anlaufen lässt. Wem es nicht so geht, hat wohl versehentlich in den Automobil-Channel geklickt. Hier der Test: Aston Martin. Der Puls steigt, der Blick wird eng und sinkt verträumt zu Boden. Ein sanfter Biss auf die Unterlippe, und man ist schon irgendwie James Bond, auch wenn man einem Aston Martin noch nie näher gekommen ist als die 50 Zentimeter, die man zum Bildschirm Abstand hält.

Britische Luxus-Sportwagen
Lionel Martin und Robert Redford, nein, Moment, falscher Film, Robert Bamford gründeten 1914 diese britische Sportwagenschmiede. Allein die Firmengeschichte ist spannender als jeder Ian Flemming Roman. Für richtiges Herzrasen sorgen aber die Aston Martins selbst: Etwa der 2+2-Sitzer DBS Volante. Ein 6-Liter-V12-Motor mit 48 Ventilen drückt 517 PS und 570 Newtonmeter auf die Hinterräder, die den DBS in 4,3 Sekunden auf 100 km/h beschleunigen. Spitze 307 km/h. Da steigt der Blutdruck schon beim Lesen.

Nur fünf Jahre nach Aston Martin wurde in Crewe, im englischen Cheshire ein anderes Medikament für Blutarme erfunden: Bentley. Jede andere Armut passt nicht zur Marke. Für den Continental Mulsanne, das neue Top-Modell, das den Arnage ablöst, legt man, vorzugsweise gekleidet in feinen Zwirn, zumindest 350.000 Euro auf den Tisch des Händlers. Dafür erhält man aber einen 505 PS starken 6,75-Liter-V8 Motor und Luxus ohne Ende. Den Bentley Continental Supersport fuhr bereits Michael Völker für den Standard. Noch dazu auf der Rennstrecke. Und wenn er davon erzählt, dann spürt man, wie der 630 PS starke Motor des 280.000 Euro teuren Supersport regelrecht am Gasfuß zerrt und um Unterdrückung bittet.

Männer
Sportliche Limousinen sind aber nicht nur das Geschäft der Engländer - die gibt es auch aus Italien. Obwohl man auch sagen muss, dass bei Maserati das Geschäft gerade schlecht rennt. 2009 ist der Absatz massiv eingebrochen und wird voraussichtlich um 40 Prozent sinken. Trotzdem wird Maserati 2009 noch positiv abschließen. 2010 dürften es wieder rund 5000 Maseratis sein, die verkauft werden. Maserati ist gleich alt wie Aston Martin und genauso gut geeignet für wahre Lichtfilme zwischen den Ohren, dass das echte Kino dagegen abstinkt. Aber gut: Heiner Lauterbach und Uwe Ochsenknecht sind nicht einmal zusammen ein Sean Connery. Der Quattroporte allerdings braucht sich nicht als Verkäuferschleuder beschimpfen zu lassen und sich verstecken: 4,2 Liter-Maschine, 400 PS, 460 Newtonmeter, in 5,6 Sekunden von 0 auf 100 und eine Spitzengeschwindigkeit von 270 Stundenkilometer. Der Quattroporte Sport GTS toppt das Ganze mit 4,7-Liter, 440 PS, 490 Newtonmeter, 5,1 Sekunden und 285 km/h.

Besser als den Maseratis geht es den Wiesmännern. Während sich andere „Krise" schreiend auf die Brust trommelten, sagte Martin Wiesman: „Wir sind nur bedingt konjunkturabhängig. Der Aufwärtstrend der vergangenen Jahre lässt bei uns nicht nach, auch wenn wir eine gewisse Zurückhaltung spüren." Martin Wiesmann gründete mit seinem Bruder Friedhelm 1988 die Auto-Manufaktur. Befeuert werden die sehr leichten Sportwagen vom Rande des Ruhrgebiets stets von einem BMW-Motor. Der MF3 hat den Reihensechszylinder aus dem M3, mit einem Hubraum von 3246 Kubikzentimeter und einer Leistung von 343 PS, im MF4 arbeitet ein 4,8 Liter-Aggregat, das 367 PS leistet, der MF5 kommt mit dem V10-Motor aus dem M5 und M6. 507 PS aus 5 Liter Hubraum bei einem Gewicht von nicht einmal 1400 Kilogramm treiben die Sehnsuchtstränen in die Augen, dass Rosamunde Pilcher ganz schön blass wird.

Der gelbe Rolls-Royce
Blass wird man auch als Normalverdiener, wenn man sich auf der Vienna Autoshow den Preis des Rolls-Royce angeschaut hat. Der Ghost, der kleine Rolli, kostet noch vor Steuern stolze 213.000 Euro. Dafür bekommt man dann aber eine standesgemäß motorisierte Luxuslimousine mit einem 6,6-Liter-V12 mit 570 PS. Und wenn ich nur einen gelben Rolls-Royce fahren dürfte und mir dafür einen Bart aufpicken müsste, um auszusehen wie Omar Sharif - ich würde es tun. Ganz egal, ob das dann großes Kino ist, oder nicht. (Guido Gluschitsch)