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Die deutsche Umgangssprache (und der Wiener Dialekt) verfügen über eine ansehnliche Palette von Ausdrücken, mit denen man seinem Gesprächspartner mitteilen kann, dass man zu gehen beabsichtige: Ich reiß ab, ich hau ab, ich dampfe ab, ich hau mich über die Häuser, ich verpiss mich, ich schleich mich und so fort (selbstverständlich lassen sich die entsprechenden Wendungen auch in die Befehlsform übersetzen und bekommen so eine eindeutig unfreundlichere Note: Verpiss dich, hau ab usf.).

Daneben gibt es aber auch eine neuere Variante zur Benennung des Weggeh-Sachverhaltes, welche da lautet, dass man sich "vom Acker" mache. Wie so oft im erratischen Gebiet der Sprache lauert auch hier Mysteriöses und Ungeklärtes. Denn es ist ja keineswegs so, dass nur Bauern einander nach dem Pflügen, Mähen oder Düngen mitteilen würden, dass sie sich - im wahrsten Sinn des Wortes - vom Acker machen, sondern die Formel ist durchaus auch mitten in der Metropole Wien zu vernehmen, wo weit und breit kein Acker in Sicht ist. Der Acker, von dem man sich macht, ist also ein ganz und gar metaphorischer Acker.

Möglicherweise erfreut sich die Acker-Formulierung deswegen steigender Beliebtheit in Stadt und Land, weil sie sich ausgezeichnet zu manch heiterem Wortspiel eignet. "Focus Money" titelte zum Beispiel vor einigen Jahren einen Bericht über Proteste gegen den Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann mit dem Satz "Mach Dich vom Acker, Mann!". Greenpeace wiederum ersann eine Aktionen mit dem Titel "Mach Dich vom Acker!", welche sich gegen den Anbau von Gen-Kartoffeln in Deutschland richtete. Dem Internetz entnehme ich, dass sich ganz besonders aggressive Naturen nicht mit der bloßen Aufforderung begnügen, man möge den Acker räumen, sondern zur erweiterten Formel "Mach Dich vom Acker, du Fucker" greifen. Das reimt sich zwar, lässt aber an Eleganz doch einiges zu wünschen übrig.