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Die Wundbehandlung chronischer Beingeschwürig ist langwierig.

Foto: APA/Barbara Gindl

Wien - Ein bis zwei Prozent der Österreicher leiden an offenen Beingeschwüren. Bei den über 80-Jährigen sind es fünf Prozent. Das bedeutet oft monatelangen medizinischen und pflegerischen Aufwand samt Ambulanzbesuchen. Ein Telemedizin-Pilotprojekt zeigte in der Steiermark im Raum Deutschlandsberg gute Erfolge, hieß es am Freitag bei der Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Wundbehandlung (AWA) in Wien.

"Ich glaube, dass es sinnvoll ist. Wir haben jetzt schon mehr als 300 Patienten mit Ulcus cruris ersterfasst. Man kann eine bessere Abklärung durchführen und auch herausfiltern, welche Patienten einen stationären Aufenthalt benötigen", sagte Rainer Hofmann-Wellenhof von der Universitätsklinik für Dermatologie in Graz.

Dort beschäftigt man sich - das Projekt steht unter Leitung der Dermatologin Barbara Binder - seit Jahren mit Telemedizin-Anwendungen, wenn es um die Betreuung von Patienten mit chronischen Beingeschwüren geht. Rund 70 Prozent sind durch Krampfadern bedingt, etwa 15 Prozent arteriellen Ursprungs. In vielen Fällen ist eine ausgesprochen langwierige Wundbehandlung mit regelmäßigen Kontrollen notwendig. Da bedingt auch - bei Betreuung in Zentren - hohe Transportkosten zu den Kontrollen.

Begutachtung der Handy-Fotos

Bei dem Telemedizin-Projekt ist die Sache anders organisiert. Nach einer ersten klinischen Untersuchung an der Universitätsklinik werden die Patienten zu Hause regelmäßig durch diplomierte Krankenschwestern betreut. Sie fotografieren einmal pro Woche die Wunde ab und mailen das Bild in einem abgesicherten System an die Klinik, wo die Spezialisten dann die Begutachtung durchführen bzw. Ratschläge zur Therapie geben können. Für die Bilder reichen mittlerweile schon Foto-Handys.

Ein Pilotversuch wurde dazu im Bezirk Deutschlandsberg durchgeführt. 16 Patienten mit 45 Ulcera wurden drei Monate telemedizinisch betreut. Bei 71 Prozent kam es binnen drei Monaten zu einem Rückgang der Geschwüre, bei 31 Prozent heilten die Wunden komplett ab. Ein Vorteil: Ein Gutteil der Besuche beim Praktischen Arzt fiel weg.

Rückgang der Ambulanzbesuche

Doch, wahrscheinlich noch viel besser für das Gesundheitssystem - die Krankenkassen versuchen derzeit heftig auch bei Transportkosten zu sparen: Gerade diese Aufwendungen gingen während der Dauer des Projekt in Sachen Telemedizin deutlich zurück. Rainer Hofmann-Wellenhof: "In den drei Monaten vor der telemedizinischen Betreuung lagen die Transportkosten bei 2.142 Euro, in den drei Monaten danach bei 1.165 Euro." Das war eine Reduktion um 46 Prozent, weil eben die Ambulanzbesuche stark zurück gingen.

In der Steiermark ist diese Initiative mittlerweile im Rahmen eines Reformpool-Projektes, an dem auch Land und Krankenkassen beteiligt sind, auf eine größere Ebene gestellt worden. Allerdings gibt es noch keine finanzielle Abrechnung für beteiligte Ärzte etc.. Der Dermatologe: "Momentan ist das noch überhaupt nicht abgedeckt. (...) Die Abrechnung ist ganz einfach. Sie kriegen nichts gezahlt." In Österreich wird damit gerechnet, dass die Betreuung von Ulcus cruris-Patienten pro Jahr insgesamt rund 400 Mio. Euro kostet. Pro Patient sind es etwa 35.000 Euro. (APA)