Außer bei den Grünen sind Frauen nicht mal annähernd zu 50 Prozent im Parlament vertreten. Liegt es an mangelnder Leistung von Frauen?

Foto: Matthias Cremer

Letzte Woche wurde einmal mehr die "Entdeckung" gemacht, dass Frauen auch in der Politik nicht in gleichem Maße vertreten sind wie Männer (SPÖ: Roter Frauenaufstand wegen verfehlter Quoten). Nur bei den Grünen, die beim Thema Gleichberechtigung nach Ansicht vieler völlig übertreiben, nehmen im Nationalrat zur Hälfte Frauen Platz. Bei allen anderen Parteien sind Frauen nicht mal annähernd zu 50 Prozent vertreten, dennoch werden verpflichtende Maßnahmen mit hysterischem Gestus niedergemacht. Erstaunlich, angesichts dessen, dass die Übermacht von Männern von jedem/jeder mit freiem Auge beobachtet werden kann: Egal ob frau in die Kultur, Wirtschaft, Wissenschaft oder in die Politik schaut, Männer haben die gut bezahlten Machtpositionen inne. Auf Grund ihrer Leistung? Glaubt man diesem am häufigsten genannten Argument gegen verpflichtende Maßnahmen müsste die Antwort lauten: Ja.

Legitimationsarbeit

Irgendwie ist es ja verständlich, dass die, die es "ganz von allein geschafft haben" weiterhin Legitimationsarbeit leisten (müssen). Somit haben sie das hohe Gehalt natürlich in erster Linie den eigenen großartigen Leistungen zu verdanken, die sonst keine/keiner erbringen kann. Dass das nicht ganz stimmt, können manchmal sogar die BestverdienerInnen selbst zugeben. So meinte Brigitte Ederer in einem Interview einmal, dass ihren Job auch einige Tausend andere gut erledigen könnten, so die Managerin, die eher die Ausnahme als die Regel darstellt. Die Regel nämlich ist, dass viele andere - weitgehend bekannte - Faktoren kräftig mithelfen, die mit Leistung nichts zu tun haben: Soziale oder ökonomische Umstände und eben auch der Faktor Geschlecht - all das spielt völlig unabhängig von "Können" eine Rolle. Dass eine gutausgebildete Frau auf Quotenregelungen nicht angewiesen sei und sich eher dafür blamiert, wenn sie in die Räder von verpflichtenden Maßnahmen gerät, verkennt die Homogenität der sogenannten Eliten. So sinkt etwa die Chance auf einen Hochschulabschluss, wenn die eigenen Eltern keine Matura haben und aus welcher Gegend der Welt dieselben stammen ist leider ebenso wenig belanglos wie Ermutigungen durch Identifikationsfiguren im privaten und öffentlichen Raum.

Gleichförmigkeit

Über verpflichtende Maßnahmen, damit Frauen gleichermaßen vertreten sind und damit sie endlich auch gleich viel verdienen, wird noch viel gestritten werden. "Leistung" als die Bedingung anzugeben, warum Frauen in so vielen Bereichen noch immer fehlen, transportiert aber nicht nur die sexistische Position, dass es Männer wohl einfach besser können, sondern auch, dass es Menschen mit familiären Wurzeln innerhalb der EU und/oder aus einer bildungsnahen Schicht kommend, einfach besser können. 

Solange jene gut ausgebildeten Menschen, die die gut bezahlten Jobs machen, eine derart gleichförmige Gruppe bilden, braucht niemand Panik bekommen, dass aufgrund von "zu viel an Regelungen" ein vermeintliches Leistungs-Gleichgewicht aus den Fugen gerät. Mann wird noch lange genug "unter sich" bleiben. (dieStandard, 20.4.2010)