Manfred Grübl realisierte im Februar 2009 an den Wänden des Fluc eine installative Arbeit.

Nachlese: Kunst im öffentlichen Raum

Stadtsemiotik mit Ortsbezug

Die Stadt als Bildträgerin

Foto: Manfred Grübl

"Im Windschatten der Baustelle konnte man gut Fuß fassen", resümiert Martin Wagner rückblickend. "Jetzt im Cleanen würde das niemand mehr befürworten." Das Fluc am Praterstern - längst ist es eine Institution, aber in der Reihe über Wiens alternative Kunsträume darf es nicht fehlen.

Denn angefangen hat alles 2001 mit einem einwöchigen Kunstprojekt der Gruppe dy'na:mo (Martin Wagner, Martin Moser und Joachim Bock) - das nur ein paar Meter von der heutigen Heimstätte in der alten Pratersternarchitektur untergebracht war: Fluctuated Rooms, ein Name, der auch heute noch Programm ist. Eine Collage, die sich ständig verändert, die fluktuiert. Die Ingredienzen sind von jeher elektronische Musik, Kunst und Performance. "So komplett unprätentiös vermischt - der dilettantische DJ neben dem renommierten Künstler - so etwas hat es nicht gegeben", erinnert sich Wagner. Das Projekt holte den Praterstern mit seinen Möglichkeiten - ein weiter Raum zum Durchatmen mitten in der Stadt und trotzdem ohne Anrainer - ins Bewusstsein der Leute. Was den guten und schnellen Erfolg des temporären Projekts erklärt. Bereits ein halbes Jahr später begann der Tagesbetrieb.

Freilich war für dy'na:mo zunächst der Wunsch da, einen Raum zu schaffen, in dem man selbst etwas produzieren will. Wagner: "Die Möglichkeit, mit dem öffentlichen Raum zu operieren, in den Raum zu greifen" war ebenso wichtig wie Schwellenlosigkeit, offene Struktur und Just-do-it-Prinzip - "eine Punk-Attitüde" .

"Wien war von 1990 bis 2000 eine tote Stadt". Ab 2000 hat es in Wien-Mitte den Offspace von Andreas Huber und Udo Bohnenberger gegeben. Davor gehörte das Trabant in der Schleifmühlgasse, das allerdings auf neue Medien ausgerichtet war und daher Spartenprogramm bot, zu den wenigen interessanten Orten. Sich über Abgrenzungen und ein Ausschlussprinzip zu definieren, entspricht aber ganz und gar nicht dem Selbstverständnis des Fluc.

Die Konsequenz und "dass die meisten Räume nicht auf so vielen Paletten tanzen wie wir", sei auch heute noch der größte Unterschied zu anderen Projekten. Der sogenannte "Kunstsalon" des Fluc, den fast vom Start weg Ursula-Maria-Probst kuratiert hat, sei auch kein richtiger Ausstellungsraum. Vielmehr finden im Display des gesamten Fluc auch künstlerische Projekte statt, die sich in einem bestimmten Zeitrahmen mit der Situation vor Ort auseinandersetzen. Ein Prozess des Andockens, "wo sich (auch durch täglich wechselndes Musikprogramm) die Spannungsverhältnisse ständig ändern", erklärt Probst. Wagner: "Es wird jeden Abend neu angerichtet." (Anne Katrin Feßler, DER STANDARD/Printausgabe, 23.04.2010)