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Dass der Mensch mit Höflichkeit besser lebt, gilt als Binsenweisheit. Ob sie auch zufriedener macht, darf hingegen, nein, muss bezweifelt werden. Denn auch Wut will verdaut werden, erst recht, wenn sie von der eigenen Bescheidenheit ausgeht.

Die Wut fing ich mir unlängst beim Einparken ein. Nicht, weil das Zwutschkerl von Stadtflitzer, wie die Herren Audi-Maxisten diverse Kleinwagen anpreisen, in die Frauen Kinder und Wochenendeinkauf hineinzwängen müssen, in die Parklücke nicht hineingefunden hätte. Auch nicht, weil das abgedroschene Vorurteil endlich einmal bestätigt worden wäre.

Nein, ich war ausnahmsweise höflich, wollte den Ausparker aus seinem Schrägparkplatz herauslassen und dabei die Nachkommenden nicht behindern. Also: Blinker links raus, in komfortablem Respektsabstand links ranfahren, damit sich die Meute ordnungsgemäß rechts vorbeischlängeln kann. Der Plan ging auf, zwei Limousinen passierten uns famos.

Zu famos, wie sich herausstellte. Denn als sich der Opa mit seinem garagengepflegten Noch-nicht-Oldtimer endlich aus dem Abstellplatz herausgeschält hat (wie lang der für die sichtlich zu selten geübten Manöver aus seiner Autohütte braucht, wollen wir gar nicht wissen!), setzt ein Schnösel zum Überholen an und drängt sich und seine auffrisierte Karre in meinen Parkplatz.

Den darauffolgenden Dialog ersparen wir Ihnen – auch aus ästhetischen Gründen – ebenso wie Details über die auf der Windschutzscheibe des Parkplatzräubers applizierten kreativen Botschaften. Dafür dürfen wir von Scheibenreinigung in mehreren Durchgängen berichten. Lippenstift auf der Scheibe ist nämlich ein Hund. (Luise Ungerböck/DER STANDARD/Automobil/30.4.2010)