Spiel mit Raum und Spiegel: Arbeit von Lars Breuer in einer Bell-Street-Ausstellung 2008.

Foto: Sebastian Freytag

Wien - Ein Raum, in dem eine Ewigkeit nichts geschehen zu sein scheint. Jahrelang stand das ehemalige Bekleidungsgeschäft in der Glockengasse 22 leer, und so hat sich im kleinen Ausstellungsraum von Marita Fraser und Alex Lawler, dem Bell Street Project Space, der spezielle Sixties-Charme des Interieurs, inklusive einer sehr speziellen, an die Krater der Mondoberfläche erinnernden Decke, erhalten: "Ich habe den Raum zunächst als Atelier genutzt", erzählt Fraser, "aber weil er so schön ist, beschloss ich eine Ausstellung mit ein paar Künstlern zu machen." Und aufgrund der positiven Resonanz bemerkten die beiden, dass man mehr Ausstellungen mit lokalen und internationalen "emerging artists" machen müsse.

Das war 2006, als die Off-Spaces in Wien noch rar gesät waren: Räume wie die Platte oder die Projekte SwingR und Auto existieren heute längst nicht mehr; allein das Fluc gibt es noch.

Die beiden australischen Künstler interessieren sich für "erweiterte Ideen des Formalismus", ein strenges, fixes Ausstellungskonzept gibt es jedoch nicht: Obwohl die meisten Künstler konzeptuelle Zugänge haben und sich mit Form und Material beschäftigen, zeige man mitunter auch Malerei. Dennoch freut es, wenn mit den speziellen Qualitäten des Raums gearbeitet wird: Bell Street habe stets Projekte begrüßt, die den Raum transformieren oder ihn sich einverleiben, um so verschiedene Interaktionsmöglichkeiten zwischen Künstler, Objekt und Betrachter auszuprobieren, erklären Fraser und Lawler, die jüngst aus Sydney zurückgekehrt sind. Drei Viertel des Jahres leben und arbeiten die beiden aber in Wien - unter anderem an Ideen für den Raum unter der blassen Mondkruste. (Anne Katrin Feßler / DER STANDARD, Printausgabe, 14.5.2010)