Der Hirschkäfer Horst, ein Kuschelkamel oder die 1,5 Meter große Gottesanbeterin Getrude - im Geschäft "Lotte näht" rascheln Ohren, es wandern Kuschelpölster auf wackeligen Beinen und ringeln sich Seepferdchen um Sessellehnen. Designerin Gabi Wagner erschuf eine bunte Tierwelt aus handgefertigten textilen Kunstwerken für Kinder und Erwachsene.

Foto: Helmut Mitter

Eröffnet hat die Absolventin der Universität für Angewandte Kunst ihr Geschäft im April in der Eggerthgasse im sechsten Wiener Gemeindebezirk. Zunächst machte Wagner eine Ausbildung zur Kindergärtnerin, heute kombiniert sie ihre Erfahrung aus Design und Pädagogik: Die Kuscheltiere sollen immer auch eine praktische Funktion erfüllen.

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So haben die Nilpferde zum Beispiel Taschen für Schnuller. Andere Tiere können an Schlaufen besser überall hin getragen werden.

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Kleine UFOs sind mit Kirschkernen gefüllt, die im Backofen oder in der Mikrowelle erhitzt und bei Bauchweh aufgelegt werden können. "Sie fliegen mit den Bauchschmerzen weg", erklärt Wagner.

Foto: jus/derStandard.at

Seepferchen können wie Nackenpolster verwendet werden, so lässt es sich zum Beispiel beim Autofahren gleich besser schlafen.

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Wenn es nicht mehr gebraucht wird, ringelt es sich faul um einen Sessel.

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Der Polster mit Beinen kann ebenfalls mit auf Reisen "gehen".

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In den Fledermäusen sind Rasseln versteckt, die Tiere gelten besonders bei Buben als "cool" und werden daher länger als Kuscheltiere geduldet, berichtet die Mutter eines fünfjährigen Sohnes: "Dafür muss man sich als Bub nicht genieren." Alle Stofftiere und Spielzeuge werden auf Kindersicherheit getestet. Die Augen sind Zwirnsknöpfe aus Weitra, die gut angenäht werden. "Pro Knopf brauchen wir rund vier Minuten", sagt die Geschäftsbesitzerin.

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Beim Entwurf von neuen Tieren hilft ihr auch die Erfahrung mit ihrem eigenen Kind. "Im Vordergrund steht, wie ich möglichst lange etwas von den Produkten haben kann. Denn im Laufe der Mutterschaft bekommt man viel Unnötiges geschenkt, das man nie wieder braucht", berichtet Wagner.

Unterstützt wird die Designerin von Katrin Handlbauer, die an der Angewandten transmediale Kunst studiert hat.

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Am Montag bleibt das Geschäft geschlossen, dieser Tag ist nur für die Auswahl und den Einkauf von Stoffen reserviert. "Ein Großteil des Materials kommt aus Österreich und erinnert mich an meine eigene Kindheit, wie etwa Zwirnsknöpfe, Trachtenstoffe oder karierte Muster", sagt die Designerin, die auf einem Bauernhof aufgewachsen ist.

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Die Produkte von "Lotte näht" brauchen im Verhältnis zu maschinell hergestellten relativ viel Arbeitszeit. Die Seepferdchen kosten zum Beispiel 29 Euro. Mittelgroße Stofftiere kosten um die 36 Euro, es kommt aber immer auf die Auswahl des Stoffes an, bei dem Wagner auch individuelle Wünsche erfüllt.

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"Dafür entsteht vom Schnitt, über die Stoffe, bis hin zur Verarbeitung alles in Österreich. Es ist teurer, aber dafür wird jedes Stück kontrolliert", sagt die Künstlerin.

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Zusätzlich gibt es Accessoires wie Hauben, Täschchen und Stulpen für die Arme.

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Auch die Taschen werden mit der Hand genäht, sie Kosten ab 18 Euro.

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Die Hülle für das Handy ist mit Frottee gefüttert, dadurch "kommt das Handy schon sauber heraus", erklärt die Designerin.

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Der Hirschkäfer hört auf den Namen Horst. Er ist aber eher für Erwachsene gedacht. Das Kinderspielzeug tauft die Designerin nicht: "Kinder sind kreativer als Erwachsene und erfinden daher lieber eigene Namen für die Tiere."

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"Mit Horst ist man nie wieder einsam", sagt Wagner und lacht. Wie sehr sich bei "lotte näht" die Geschichte des Stoffes mit dem Objekt verbindet, zeigt sich an roten Exemplaren von Horst, von denen es nur noch wenige Stück gibt. Der Theatersamt war einst der Vorhang des ehemaligen Theaters im Kabelwerk. "Eine Freundin hat mir den Tipp gegeben und da habe ich sofort zuschlagen müssen", sagt sie.

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Und dann gibt es noch Gertrude, die überdimensionale Gottesanbeterin. "Ich sehe sie als Kunstobjekt und nicht als Stofftier", sagt Gabi Wagner. Bei der braunen Version koste nur der Stoff schon 400 Euro.

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"Ich plane in Zukunft noch größere Objekt, die vielleicht als Möbel genutzt werden können. Ich möchte nicht nur in der Kinderschiene bleiben", sagt Wagner. (derStandard.at, 15.08.2010)

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Lotte näht

Eggertgasse 10, 1060 Wien

Öffnungszeiten

Dienstag bis Freitag: 10 - 18 Uhr
Samstag: 10 - 14 Uhr

werkstatt@lotte-naeht.at
http://www.lotte-naeht.at

 

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