Die Pharmabranche sucht Talente, die neben ihrem fachlichen Wissen und der technischen Kompetenz bereit für Mobilität sind

Foto: Novartis

STANDARD: GlaxoSmithKline erwartet harte Zeiten, bei Roche steht offenbar Stellenabbau bevor. Ist die Glanzzeit in der Pharma vorbei?

Brokatzky-Geier: Die Zeiten sind schwieriger geworden, keine Frage. Dennoch war die Wirtschaftskrise für Novartis nicht sehr intensiv zu spüren. Novartis hat von allen Pharmakonzernen in den letzten zwei Jahren die meisten neuen Produkte am Markt eingeführt. Und dadurch konnten wir auch den Umsatz halten. Abläufe zu optimieren, gehört immer zu unseren Aufgaben.

STANDARD: Der Druck wird nicht geringer. Was bedeutet das für die Mitarbeiter?

Brokatzky-Geier: Wie sicher ein Arbeitsplatz in einem Pharma-Unternehmen ist, hängt von den Produkten in der Pipeline ab. Ein Rat für künftige Mitarbeiter: Bevor sich jemand bewirbt - einen Blick in den jährlichen Geschäftsbericht der Unternehmen werfen. Darin wird genau aufgelistet, welche Produkte sich in welchem Entwicklungsstatus befinden. Und wer da eine volle Pipeline hat, bringt auch gute Voraussetzungen für einen sicheren Arbeitsplatz mit.

STANDARD: Die Pharma hat auch ein negatives Image. Was macht sie für Wissenschafter attraktiv?

Brokatzky-Geier: Für Wissenschafter geht es auch darum, wo jeder für sich den größten Einfluss mit dem, was er gelernt hat, haben kann. In der Pharmaindustrie haben Wissenschafter die Chance, ein neues Medikament zu entwickeln und so die Gesundheit anderer zu verbessern. In Bewerbungsgesprächen ist das auch der häufigste Beweggrund. Und wer bei uns arbeitet, kann sehen, wie viel Wissenschaft in unserem Unternehmen betrieben wird. Junge Forscher finden hier eine internationale Arbeitsumgebung, wo angewandte Forschung mit den neuesten Mitteln betrieben wird.

STANDARD: Was sollen Mitarbeiter mitbringen?

Brokatzky-Geier: Es braucht mehr Leute, die mobil sind. Wer sich bei uns weiterentwickeln will, soll auch an verschiedenen Standorten arbeiten. Und da ist die Bereitschaft nicht immer gegeben. Grundsätzlich suchen wir Talente, die neben ihrem fachlichen Wissen und der technischen Kompetenz in einer globalen Umgebung bestehen und über die Grenzen ihrer Wissenschaft schauen können. Studienrichtungen vermischen sich immer mehr, in den USA ist das sehr flexibel. Daher hat Novartis die Leitung der Forschung auch nach Cambridge verlegt, um näher am Massachusetts Institute of Technology zu sein. Wir suchen Multi-Interessierte. (Gudrun Ostermann, DER STANDARD, Printausgabe, 4./5.9.2010)