Sigrid Kurz, "On Display". € 20 / 80 Seiten. Schlebrügge, Wien 2010

Foto: Schlebrügge

Nicht Fotoreportage, aber auch nicht streng dokumentarische Bestandsaufnahme à la Candida Höfer mit ihren Bildern von Bibliotheken und anderen Institutionen: Dazwischen bewegt sich Sigrid Kurz, wenn sie sich der Kunstszene widmet, der physischen Schnittstelle zwischen Arbeiten, Galerien und Besuchern. Was sich dort befindet, ist in mehrerlei Hinsicht "on display": Es wird ausgestellt, angezeigt, abgebildet - und sogar Balzverhalten schwingt in dem Ausdruck zu Recht mit, wie Ruth Horak in einem Begleittext anmerkt.

Kurz beobachtet mit ihrer Kamera seit vielen Jahren, was in Galerien vor allem in New York und London vor sich geht, vor und während Ausstellungen. Ihre Aufmerksamkeit richtet sich auf Besucher wie Künstler, aber auch auf ein reizvolles Detail beim Eingang oder auf die Gesamtsicht von außen. Weiße Kuben füllen sich mit Leben, die Absichten der Betreiber verdeutlicht oder konterkariert sie, je nachdem. Das allein macht bereits einen lohnenden Rundgang durch artist spaces aus. Zwei Texte laden die Bilder der in Wien lebenden Salzburger Künstlerin mit zusätzlicher Bedeutung auf.

Sicher ergeben sich, wenn man will und diskursmäßig darauf vorbereitet ist, Denotationen und Dekonstruktionen, Reflexionen und Appropriationen, Konzepte und Kontexte. Die Bilder leben aber auch so, sie sagen zumindest nicht weniger als 1000 Worte. (Michael Freund/ DER STANDARD, Printausgabe, 9./10.10.2010)