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Auf den Gili Islands zwischen Bali und Lombok lebt man als Tourist nicht neben, sondern mit den Einheimischen. Ein bisschen zumindest.

Foto: Owen Franken/Corbis

Westküste von Gili Meno.

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Anreise und Unterkunft:

Gut und billig mit Katar Airways über Bali, von dort ab Benoa Harbour (oder Padangbai) mit dem Boot nach Lombok und zu den Gili Islands. Auf Gili Air ist Gili Air Satay eine empfehlenswerte Unterkunft.

Grafik: DER STANDARD

Besonderer Dank gebührt Bali. Was man von diesem Mallorca für Australier gesehen hat, reicht zwar, um sagen zu können, dass das schönste daran der Hafen war, durch den man die Insel hinter sich brachte. Von wegen mit Victory-Zeichen in die Kamera grinsende Touristen beim Denkmal, das an die 202 Menschen erinnert, die auf der Touristenmeile von Kuta 2002 einem Terroranschlag zum Opfer fielen. Auch der Rest des erlebten Balis erwies sich als Vorhölle des internationalen Tourismus: Aufdringlichkeit und Animation. Charmefrei und geldgierig. Zumindest die ganze Ostküste hinauf und wieder hinunter.

Trotzdem gebührt Bali Dank. Besitzt es doch einen internationalen Flughafen, der es zur nächsten Insel des eigentlichen Ziels macht. Wobei - stimmt nicht ganz. Die Wunschdestination, die sich als Traumdestination erweist, ist auch nicht das östlich der indonesischen Insel Bali gelegene Lombok, sondern drei Fliegenschisse im balinesischen Meer, die der Verwaltung Lomboks unterstellt sind. Vor Lomboks Nordwestküste liegen die Gili Islands. Gili Trawangan, Gili Air und, die kleinste der kleinen, Gili Meno.

Also schippert man per Schnellboot von Bali weg nach Gili Trawangan. Ein Eiland, das man ob seiner Schönheit bei Ankunft sogleich küssen und umarmen möchte. Aber nur weil man sich noch nicht auskennt. Denn Trawangan ist die Partyinsel der Gilis. Dementsprechend ist das Publikum: Proleten aller Länder, geeint von den Insignien schlichter Tätowierkunst und dem ins Gesicht geschriebenen Rausch zur Mittagszeit. Immerhin bindet Trawangan die Surfer in der Region, die ob des hiesigen Wellenangebots anreisen.

Wenige Minuten entfernt betritt man eine andere Welt: Gili Air, die zweitgrößte der drei Gilis. Entgegengenommen wird man am Hafen von Null-Komma-fünf-PS-Taxis. Die einzigen Fortbewegungsmittel neben Fahrrädern sind auf den Gilis Ponys, die eine kleine Sitzfläche auf zwei Rädern und einem Dach ziehen. Geschmückt sind die Gefährte mit bunten Bändern und Schellen, sodass nahende Taxis wie nahende Weihnachten klingen, scheppern diese doch wie der Schlitten von Santa Claus.

Dieses Klingeln ist das einzige Geräusch auf der Insel, das der Mobilität geschuldet ist. Die Gilis sind nämlich frei von Autos und Motorrädern. Und das soll nach dem Willen der Einheimischen so bleiben. Die einzigen Lärmquellen sind Stromgeneratoren, die angeworfen werden, wenn die staatliche Versorgung wieder einmal ausfällt. Und der Muezzin. Lombok ist muslimisch, weshalb der Hahn nicht der Einzige ist, der nächtens heiser krächzt, sondern eben auch der elektronisch verstärkte Prediger.

Ansonsten herrscht Ruhe - weswegen ein Gutteil der Reisenden Gili Air und Meno besuchen. Die Möglichkeiten zur Zerstreuung und Unterhaltung bringt man am besten selber mit: Bücher sowie Schnorchel- oder Tauchgerät. Man hofft nämlich, einer Wasserschildkröte ansichtig zu werden, die nicht in einem Aquarium wohnt, sondern im Meer gemeldet ist. Schließlich hat man ein riesiges Korallenriff vor der hölzernen Bungalow-Tür.

Das mit der Schildkröte erfüllt sich. Einheimische schippern einen in Halbtagsausflügen an Stellen, die die schwimmenden Panzer frequentieren. Dass so ein Ausflug gar nicht notwendig ist, zeigt ein Schnorchelgang vor den Bungalows des Gili Air Santay. So heißt eine private Anlage einer Vorarlbergerin, die seit einigen Jahren auf Gili Air lebt. Zehn, fünfzehn Meter vor ihrem Strand paddeln gut einen halben Meter große Schildkröten träge und mit den Schnorchlern geduldig durchs Wasser. 30, 40 Meter geht es langsam absteigend ins Meer, dann kommt eine Klippe, von der aus es hinunter zu den großen Fischen geht.

Schöner und einsamer ist nur Gili Meno. Das Leben dort umrahmt ein türkiser Farbstreifen, über der Nachbarinsel zeigt sich nicht selten ein Regenbogen wie aus dem Kitschbuch. Dahinter erhebt sich Lombok mit einem kleinen Vulkan, über dem ein Gasfurz schwebt. Gegessen und getrunken wird wie auf allen Gilis in kleinen Restaurants am Wasser. Die Küche ist einfach, aber gut. Bei einem Ausflug nach Lombok (Reisfelder! Wasserfälle!) sollte man unbedingt die lokale Padang Küche versuchen. Eine Garküche mit Saucen, die einem Gaumenerfahrungen bescheren, wie man sie nie zuvor gemacht hat. Abteilung: Bestes Essen der Welt!

Auf Gili Meno züchtet man derweil Schildkröten - nicht zum Verzehr. Mit einfachsten Mitteln und von Spenden der Besucher abhängig, versucht eine Privatinitiative den Fortbestand dieser Tierchen zu gewährleisten. In kleinen Pools wird ihr Aufwachsen ein Jahr lang überwacht, dann geht's ab ins Meer.

Wenige Schritte davon entfernt, führt Gili Meno vor Augen, dass nicht jede Tourismusidee aufgeht. Man entdeckt aufgelassene Resorts: Ruinen zwischen Palmen, mit Regenwasser gefüllte, grün- stichige Pools, verwitterte Empfangshallen, in denen noch Spiegel hängen. Dazwischen grasen jetzt Kühe, riesige Echsen flüchten nach längerem Überlegen ins Gebüsch.

An diesen verlassenen Stränden surfen einheimische Kids. Die Wellen sind nicht ganz so hoch, das Gerät eher billig, dafür lachen sie freundlich. Sie sind weder tätowiert noch besoffen. Das mag der Muezzin nämlich gar nicht. (Karl Fluch/DER STANDARD/Rondo/26.11.2010)