Jamie Oliver
Jamies 30-Minuten-Menüs
Genial geplant - blitzschnell gekocht
Aus dem Englischen von Helmut Ertl und Martin Waller

Verlag Dorling Kindersley
ISBN 978-3-8310-1834-5
€ 25,70

Foto: Dorling Kindersley Verlag

Pünktlich zur Vorweihnachtszeit ist Jamie Olivers neues Kochbuch erschienen, das im Vergleich zu seinen Vorgängerbüchern - er hält auf Deutsch mittlerweile bei Band 11 - einen neuen Anspruch erhebt, bzw. mit Hilfe dessen Oliver meint, Hobbyköchen professionelle Abläufe beibringen zu können. Und verspricht, dass mit ein wenig Übung, Disziplin und Küchenneuorganisation ein Menü in 30 Minuten zuzubereiten ist. Das Buch sei definitiv nicht für Anfänger geeignet, meint der "Naked Chef", diese sollten sich lieber an seine "Kochschule" halten.

Anfänger würden mit diesem Buch wohl tatsächlich kläglich scheitern, selbst der geübte Hobbykoch brauchte für das erste Menü an die eineinhalb Stunden, allerdings wurde die Küche davor nicht völlig umgeräumt und umgestellt, so wie es Oliver als einen der ersten Schritte für die perfekte Küchenorganisation empfiehlt. Die notwendigen Küchenwerkzeuge, die man im Haushalt für die Zubereitung der 30-Minuten-Menüs haben "MUSS", und die Jamie Olvier zu Beginne detailliert auflistet, waren vorhanden.

Lange Zutatenlisten

Die zahlreichen Zutaten (im Schnitt 25 pro Menü), von denen viele nicht im Supermarkt ums Eck - und schon gar nicht in kleineren Landgemeinden - erhältlich sind, sollten griffbereit und im "Idealzustand" sein. Mal schnell den Blattspinat durchspülen, wenn das Fleisch in der Pfanne gerade "zum" Punkt gegart wird, und die Creme für die Nachspeise schon vorzubereiten ist,  kann in der Realität schnell die genau getakteten Abläufe auf den Kopf stellen, wenn der erdverschmutzte Spinat seine frische Herkunft vom Feld beweist.

Gewöhnungsbedürftig ist auch das Layout: Während die Zutatenlisten gut gegliedert am oberen Seitenteil nach Gerichten aufgelistet sind, ist der untere Teil, bei dem es um Vorbereitung und Zubereiten geht, in relativ kleiner, dünner Schrift gehalten, man könnte sich von der Textmasse fast erschlagen fühlen. 

Im Vorwort betont Oliver, er hätte bewusst knappe Texte verfasst, die Kürze kann aber einerseits für Verwirrung sorgen und ist als ganzes Menürezept dann doch eine relativ unübersichtliche Textwurst. Andererseits hätte die rechte Buchseite ruhig mit ein paar Fotos weniger zugunsten von größerer Schrift und aufgelockerter Gliederung oder einem Ablaufdiagramm auskommen können.

Jamie Oliver empfiehlt, jedes Rezept unbedingt vor Beginn der Zubereitung genau durchzudenken, auch das sollte unbedingt ernst genommen werden, ebenso die Hinweise für die Vorbereitung wie "in die Küchenmaschine die grobe Reibscheibe einsetzen" oder "Wasserkocher füllen und einschalten". Ein Kamerasymbol im Rezept signalisiert, dass man Internetvideos auf seiner Homepage (www.jamieoliver.com/30MM) abrufen kann, in denen die Schritte erklärt werden.

Die Gerichte selbst sind wie immer in seinen Büchern spannend und interessant, es gibt sehr viele schöne Fotos und Anregungen. Das Buch macht durchaus neugierig, vieles Auszuprobieren, man sollte sich nur nicht vom Titel "30-Minuten-Menüs" blenden lassen. Zwar meint auch Jamie, dass man üben müsse, um die Tipps und Anleitungen des Buches tatsächlich nutzen zu können. Seine Überzeugung: "mit nicht mehr als einer halben Stunde organisierter Energie können Sie auch an Werktagen oder hektischen Wochenenden etwas ganz Besonderes schaffen", darf - wenn es um ganze Menüs geht - jedenfalls bezweifelt werden, wir empfehlen gemütliches Ausprobieren an ruhigen Wochenenden. (derStandard.at, 5.12.2010)