Jim Campilongo "Orange" (Blue Hen Records)
Als "Orange", das jüngste Album des Gitarristen Jim Campilongo, Anfang 2010 erschien, hat der Gitarrenriese Fender passend dazu orangefarbene Princeton-Verstärker herausgebracht. Ein Signature-Model seiner liebsten Gitarre, einer mittlerweile einigermaßen mitgenommenen 1959er Telecaster, gab es ebenso. Verdiente Anerkennung für einen Musician's Musician also, der unter anderem auf Alben von Martha Wainwright und Teddy Thompson zu hören ist und bei den Little Willies für notwendige musikalische Schräglagen sorgte. Live sorgt Campilongo Montag für Montag im New Yorker Club Living Room auf der Lower East Side mit seinem Trio für Verzückung bei Gitarren-Aficionados.
Zwar gibt es auch auf "Orange" jede Menge Stoff, die Gitarristen die Kinnlade nach unten fallen lässt, vom Detuning von Saiten, die sich um eine Oktave runtergestimmt plötzlich anhören wie Riemen, die von gigantischen Maschinen abzuspringen drohen, bis zu pfeifenden Pinch Harmonics, mit denen Campilongo etwa im "Blues for Roy" dem ultimativen Tele-Master Roy Buchanan Reverenz erweist. Tatsächlich ist "Orange" aber eben ein Album, das sich nicht nur an Gitarrenfans wendet.
In vielen Momenten entfaltet Campilongos Gitarrenspiel richtiggehend vokale Qualitäten. Nicht hohle Pyrotechnik ist hier angesagt, sondern eine Spielweise, die sich ganz in den Dienst der Songs in Gangarten von lyrisch bis ruppig stellt. Dies gilt nicht nur für die Instrumentals, sondern auch für die zwei von der New Yorker Sängerin Leah Siegel interpretierten Songs: ein Cover des Stones-Klassikers "No Expectations" sowie eine unheimliche Version des Stooges-Songs "No Fun", die gehört werden will.