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Auf der Mariahilfer Straße kämpfen derzeit alle um Platz. Eine Fußgängerzone würde den Verkehr großräumig eindämmen, glauben Experten.

Foto: DER STANDARD/Christian Fischer

Wien - Die Ankündigung der grünen Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou im Standard-Interview, die Verkehrsberuhigung der Mariahilfer Straße habe für sie absolute Priorität, hat auf derStandard.at für regen Posting-Verkehr gesorgt. "Was ist eigentlich der tiefere Gedanke einer Verkehrsberuhigung der Mariahilfer Straße? Mir kommt die Mahü jetzt schon ziemlich verkehrsberuhigt vor, geht ja eh nur im Schritttempo was weiter", postet der User mit dem Nickname "Das wichtigste Posting, das Sie gelesen haben".

Derzeit arbeitet eine Reihe von Experten an unterschiedlichen Modellen. Denkbar ist eine reine Fußgängerzone, eine Nutzung durch Fußgänger und Radfahrer sowie ein "Shared Space"-Modell - dabei werden Fußgänger, Auto- und Radfahrer als gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer angesehen; es gibt weder Verkehrszeichen noch Ampeln oder Fahrbahnkennzeichnungen. Denn im Moment ist die Mariahilfer Straße für alle Verkehrsteilnehmer ein Ärgernis. Wer im Auto sitzt, kommt nur im Schneckentempo voran, die Radfahrer müssen sich mühsam an den Pkws vorbeischlängeln, und die Fußgänger huschen dazwischen von einer Straßenseite zu anderen.

Die Mariahilfer Straße bildet auch die Grenze zwischen dem 6. und dem 7. Bezirk - dem rot regierten Mariahilf und dem grünen Neubau. Bezirksvorsteherin Renate Kaufmann (SP) spricht sich seit Jahren für eine Fußgängerzone mit Radweg aus, Thomas Blimlinger (Grüne) war bisher eher für ein Shared-Space-Modell. In einem Punkt sind sich die beiden allerdings einig: Es soll auf der Shoppingmeile zwischen Museumsquartier und Westbahnhof ruhiger werden.

Hausgemachter Stau

Blimlinger fürchtet allerdings, dass eine autofreie Mariahilfer Straße zu jeder Menge Ausweichverkehr in den kleinen Gassen führen könnte. Dann wäre den Anrainern eine Verkehrsberuhigung schwer zu erklären. Zudem würde sich der tägliche Seitengassen-Stau auch vor der Parteizentrale der Grünen in der Lindengasse nicht besonders gut machen.

Kaufmann teilt die Angst ihres grünen Kollegen vor dem Ausweichverkehr nicht. "Studien zeigen, dass ein großer Teil des Verkehrs hausgemacht ist", sagt sie. Nur 20 Prozent der Autofahrer kämen zum Shoppen auf die Mariahilfer, der Rest erledige kurze Wege zwischen 6. und 7. Bezirk. "Die würden das Auto dann wohl stehenlassen."

Auch der Verkehrsplaner Harald Frey von der TU Wien glaubt, dass eine autofreie Mariahilfer Straße großräumig weniger Verkehr bedeuten würde. "Der Verkehr würde auch in den umliegenden Gassen massiv sinken." Wenn die Mariahilfer Straße eine durchgehende Fußgängerzone mit einer Radgasse wäre, würde der Individualverkehr zunächst auf die Gumpendorfer Straße und im 7. Bezirk auf Burggasse und Neustiftgasse ausweichen. "Langfristig würden die Autofahrer die Gegend gar nicht mehr anfahren, das wäre dann so ähnlich wie in den Gassen rund um die Kärntner Straße."

Denkbar sei alles, sagt Blimlinger, es müsse aber jetzt auch alles durchdacht werden. Im März sollen die unterschiedlichen Modelle der Öffentlichkeit präsentiert werden, die Umsetzung kann laut Planungsstadträtin Vassilakou ab 2013 erfolgen.

derStandard.at-User "Anton-aus-Tyrol" würde gerne früher mitten auf der Mariahilfer Straße spazierengehen: "Das muss doch schneller möglich sein. Ich kenne wenige Einkaufsstraßen, die so gut öffentlich erschlossen ist." (Bettina Fernsebner-Kokert/Martina Stemmer/DER STANDARD, Printausgabe, 21. Jänner 2011)

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