Linz - Aus Frust über die Regierung in München fordern bayerische Landtagsabgeordnete laut Medienberichten offen die Angliederung an Österreich. Die Empörung hat das Gutachten des von Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) in Bayern eingesetzten "Zukunftsrats" verursacht. Das Gremium hatte vorgeschlagen, sich bei Investitionen auf die Ballungsräume zu konzentrieren. Ländliche Regionen sollten von der Landesregierung abgekoppelt werden.

Der Stadt Passau empfehle das Papier des Zukunftsrats, sich stärker in Richtung Österreich zu orientieren. Die "Presse" zitiert den Passauer CSU-Abgeordneten Konrad Kobler: "Das ist ein gewaltiger Schlag gegenüber den Bemühungen, alle Landesteile den Möglichkeiten nach gleich zu entwickeln" und: "Für mich wäre es kein Problem, zu Oberösterreich zu gehören." Von einer "Kriegserklärung an die Provinz" spricht der BR-online.

Die Großstädte München, Nürnberg, Augsburg, Würzburg, Regensburg und Ingolstadt sollten zu "Leistungszentren" ausgebaut werden. Doch offenbar sind sich nicht einmal alle 22 Mitglieder des Gremiums einig. "Ballungsräume bevorzugen und den ländlichen Raum zu vernachlässigen kann nicht das Unternehmensziel einer Staatsregierung sein", wird Ratsmitglied Fritz Schösser, früherer DGB-Vorsitzender in Bayern, von der "Süddeutschen Zeitung" zitiert. Er könne dies "nicht akzeptieren".

Der Passauer Bürgermeister Jürgen Dupper (SPD) sagte der Passauer Neuen Presse ganz klar: "Die Zusammenarbeit mit Österreich ist in touristischer und wirtschaftlicher Hinsicht wichtig, aber eins ist klar: Passau gehört zu Bayern und Bayern ohne Passau ist unvorstellbar." Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer wollte sich laut der Tageszeitung "Österreich" in innerbayerrische Angelegenheiten nicht einmischen, eine Ausbau der Kooperation sei aber denkbar.

Vor einigen Monaten waren Österreichs Grenzen schon mal Thema. Damals ergab die Umfrage einer Schweizer Zeitung nämlich, dass 52 Prozent der Vorarlberger sich gerne von Österreich abspalten und der Schweiz beitreten wollten. (APA)