Vor 50 Jahren, im April 1961, umrundete Juri Gagarin als erster Mensch die Erde. Seither sind rund 500 Menschen als Kosmo- und Astronauten dank staatlicher Raumfahrtprogramme im All gewesen - so viele, wie das junge, private Raumfahrtunternehmen Virgin Galactic allein 2012, dem ersten Jahr seines Betriebs, auf einem suborbitalen Weltraumflug befördern will.

Zwar lieferten sich die USA und die UdSSR in den 60er-Jahren einen Wettlauf in den Weltraum, und innerhalb von acht Jahren gelang es, den ersten Menschen auf dem Mond abzusetzen. "Aber das war politisch motiviert", sagt Eric Anderson, Vorsitzender des privaten Raumfahrtunternehmens Space Adventures. "Diese Staatsstellen hatten keinen Anreiz, Raumfahrt billiger und allgemein zugänglich zu machen, weil das ihre Exklusivität beendet hätte", erklärt Anderson bei der Innovationskonferenz DLD (Digital-Life-Design) 2011 des Burda-Verlags.

Nach zehn Jahren Entwicklung privater Initiativen "sind wir jetzt dort, wo die Raumfahrt schon 1969 hätte sein sollen, nachdem Armstrong auf dem Mond spazieren ging", sagt Anderson. Space Adventures ist das Reisebüro, das die ersten privaten Astronauten ins All beförderte, 20 bis 40 Millionen Dollar kostet ein zehntägiger Trip in einem russischen Raumschiff zur internationalen Raumstation. In den zwölf Jahren seit Gründung von Space Adventures verkaufte Anderson Weltraumreisen um rund 250 Millionen Dollar (183,5 Mio. Dollar). Auch die erste Reise zum Mond ist bereits verkauft. 2015 soll mithilfe einer russischen Rakete der Mond umrundet werden. Preis: 150 Millionen Dollar - und das erste Ticket ist bereits verkauft.

Von der Wüste ins All

Virgin Galactic, das der Unternehmer und Abenteurer Richard Branson gründete, ist im Vergleich zu den maßgeschneiderten Raumtouren für Milliardäre von Space Adventure eher eine Weltraum-Bustour. Mithilfe des selbstentwickelten SpaceShipTwo werden Suborbital-Flüge in 210 Kilometer Höhe durchgeführt. Das eigentliche Allerlebnis dauert dabei etwa fünf Minuten, der Flug etwa zwei Stunden, beschreibt George Whitesides, Virgin Galactic-CEO und Ex-Nasa-Stabschef. Kosten des Flugs, bei dem man die Erdkrümmung sieht und einige Minuten Schwerelosigkeit erlebt: 200.000 Dollar.

Starts und Landungen der ersten Flüge werden in einem neuen Space Port stattfinden, der derzeit in der Wüste von New Mexico gebaut wird. Begonnen wird mit einem Flug mit sechs Passagieren pro Woche, bis Ende 2012 soll es rund drei Flüge pro Woche geben. Der Geschäftsplan der "Spaceline" sieht bis zu zehn solcher Weltraumbahnhöfe vor. Bisher ist die Finanzierung privater Raumfahrtprojekte ein Spleen von Milliardären wie Amazon-Gründer Jeff Bezos oder Microsoft-Kogründer Paul Allen gewesen, seit Virgin Atlantic nehmen auch Investoren die Raumfahrt ernst.

Auch Space Adventures will von staatlicher Raketenbeförderung zu privaten Gefährten in Zusammenarbeit mit Boeing kommen, 2015 könnte die erste Weltumrundung in einem privat entwickelten Raumschiff möglich sein. Private Landungen am Mond? "In zehn bis 15 Jahren, wenn es dafür Nachfrage gibt." Auch wenn dies vorläufig nur für Reiche eine Urlaubsoption sein wird, sieht Anderson eine Perspektive für erschwinglichere Angebote. "Ich weiß nicht, wann der Trip zum Raumhotel 5000 Dollar kosten wird. Aber es wird nie dazu kommen, wenn wir nicht mit 50 Millionen einfach anfangen." (Helmut Spudich aus München/DER STANDARD, Printausgabe, 25.01.2011)