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Will kein "Trojanisches Pferd" für Microsoft sein: Nokia Boss Stephen Elop, links im Bild, daneben Microsoft CEO Steve Ballmer.

Foto: LUKE MACGREGOR / REUTERS

Nokia wird von seinem neuen Partner Microsoft eine erhebliche Geldsumme bekommen. Der Wert des Beitrags von Microsoft liege im Bereich von Milliarden, sagte Nokia-Chef Stephen Elop am Sonntagabend auf dem Mobile World Congress in Barcelona. Dabei fließe auch Geld. Eine konkrete Summe nannte er nicht. In Medienberichten war zuvor spekuliert worden, Microsoft und Rivale Google hätten sich einen regelrechten Bieterwettstreit geliefert, um Nokia für sich zu gewinnen. Zum Angebot von Google wollte sich Elop nicht äußern.

Nokia hatte am Freitag angekündigt, bei Smartphones künftig hauptsächlich auf Microsofts Plattform Windows Phone zu setzen. Der Weltmarktführer hatte zuletzt deutlich an Boden verloren - gegen Telefone mit Googles Betriebssystem Android und das iPhone von Apple.

Auswirkungen

Elop verteidigte ausdrücklich die Ablehnung von Google als Partner. Hätte sich Nokia als weltgrößter Handy-Hersteller für die Android-Plattform entschieden, wäre die Folge ein "Duopol" aus Apple und Google auf dem Mobilfunk-Markt gewesen, sagte er. "Das hätte den ganzen Markt in Richtung Google gekippt." Statt dessen hat man sich bekanntermaßen für Windows Phone 7 entschieden, eine Position aus der heraus der Nokia-Boss klare Ziele setzt: "Unsere oberste Priorität ist es Android zu schlagen".

Elop, der im Herbst von Microsoft zu Nokia stieß, betonte, er sei kein "Trojanisches Pferd" des Windows-Riesen. In die Entscheidung für Microsoft sei das ganze Management-Team eingebunden gewesen. Er habe noch eine kleine Beteiligung an Microsoft, die aus seiner Zeit bei dem Konzern stammt. Er habe sie aus rechtlichen Gründen noch nicht komplett abbauen könne, werde dies aber tun und Nokia-Aktien kaufen.

Wachstum

Die Android-Plattform hatte Ende 2010 Nokias Symbian von der Spitze im Smartphone-Markt verdrängt. Zusammen mit Microsoft, dessen Anteil bei Smartphones nach dem Start von Windows Phone 7 bei gut drei Prozent lag, sei man jetzt in der Rolle des "Herausforderers", sagte Elop. "Wir werden überall auf der Welt erhebliche Marktanteile zu Windows Phone bringen." Im Gegenzug liefere Microsoft Nokia unter anderem eine Plattform für Werbeeinnahmen.

Nokia zeigte am Sonntagabend erste Bilder, wie Nokia-Handys mit Windows-Betriebssystem aussehen könnten. Einen konkreten Starttermin gab es weiterhin nicht. Elop machte aber deutlich, dass es schnell gehen soll. Für das Nokia-Management werde es "absolute Rechenschaftspflicht" geben. Elop widersprach auch Spekulationen, dass Nokia zum alleinigen Windows-Phone-7-Anbieter werden solle, man wolle ein lebendiges Ökosystem mit mehreren Anbieter, so der Nokia-Boss. Entsprechende Überlegungen waren entstanden, da sich Nokia das Recht auf Modifikationen am Betriebssystem zusichern ließ - etwas das Microsoft bislang allen Partnern versagte.

Symbian

Symbian, Nokias aktuelles Smartphone-System, solle weiterentwickelt werden, betonte Elop. Man werde auch weiter Symbian-Telefone verkaufen und ihre Nutzer behutsam in Richtung Windows-Phone führen. Auch an dem neuen Betriebssystem MeeGo, das Nokia zusammen mit dem Chip-Riesen Intel entwickelt, werde weitergearbeitet, allerdings unter veränderten Vorzeichen. Am Freitag hatte Elop noch bemerkt, MeeGo sei eine Art Lernprojekt.

Vorwürfen, dass der MeeGo-Partner Intel von der Ankündigung überrascht worden sei, wies Elop von sich. Man habe den Prozessorhersteller direkt nach der Entscheidung für Windows Phone 7 vom eigenen Strategiewechsel informiert - diese sei allerdings erst Donnerstag Nacht gefallen. (APA/red)