Das Leben als reisender Frosch kann ziemlich kompliziert sein.

Foto: Urban Frosch

Der Frosch klärt beim Interview einige Irrtümer über reisende Frösche auf.

Fotos von den Reisen des Urban Frosch zeigt eine Ansichtssache.

Foto: Urban Frosch

derStandard.at: Man hat nicht oft die Gelegenheit, sich mit einem Frosch zu unterhalten. Wie soll ich Sie ansprechen? Herr Frosch oder Herr Urban?

Frosch: Beides ist mir recht. Die meisten sagen aber einfach nur Frosch. Wobei das "o" in Frosch aber sehr lange ausgesprochen wird. Das dürfte wohl am mühlviertler Idiom meines Reisebegleiters liegen. Mir wär's aber sehr recht, wenn wir uns duzen könnten. Bei uns Fröschen gibt es solche Höflichkeitsformen wie "Sie" nämlich nicht.

derStandard.at: Bist du, deinem Namen entsprechend, eher ein Städtereisender?

Frosch: Nicht unbedingt. Ich habe derzeit meine Zelte in Wien aufgeschlagen. Mich zieht es aber grundsätzlich eher ins Grüne. Die Abwechslung macht's dann einfach aus. Besonders in Wien kann man ja Stadt und Land bestens kombinieren. Ich wohne ja auch direkt neben der Donauinsel. Ist für einen Frosch eine optimale Situation. Wien ist eine froschfreundliche Stadt.

derStandard.at: Reist du lieber alleine oder in Begleitung?

Frosch: Nur in Begleitung. Du glaubst ja gar nicht wie schwierig es für einen alleine reisenden Frosch ist, ein Zimmer oder einen Flug zu buchen. Die Menschen können manchmal wirklich, wirklich kompliziert sein. Es gibt da ein sehr treffendes Lied von Kermit: "It's not easy being green".

derStandard.at: Wodurch unterscheiden sich Frosch-Reisen von Human-Reisen?

Frosch: Hmm. Ich brauch halt keine Visas, Tickets, etc. Aber sonst eigentlich gar nicht. Wenn ich jetzt so drüber nachdenke fällt mir aber doch was ein: Ich meide Gegenden mit einer hohen Population von Fressfeinden. Im Burgenland z.B. gibt's viele Störche. Auch Frankreich soll gefährlich sein. Aber das ist wohl ein übles Klischee.

derStandard.at: Liebst du Fliegen?

Frosch: Natürlich. Am liebsten mag ich die gewöhnliche Hausfliege. Aber ich sündige auch mal mit ein paar Fleischfliegen.

Oder meinst du das Fliegen in der Luft? Das ist immer eine spannende Sache für mich. Ich fliege ja nie in einem Koffer, da ich Angst davor habe, ganz woanders zu stranden. Daher schummle ich mich immer ins Handgepäck. Das macht dann schon Spaß. Besonders die blöden Gesichter der Zöllner. Einmal wollte mich einer sogar aufschneiden. Der dachte, dass ich was schmuggle. Für den war das ganz unglaubwürdig, dass ein Frosch auf Reisen geht. Zum Glück konnten wir ihm die Sache erklären.

derStandard.at: Was suchst du auf deinen Reisen? Und was findest du?

Frosch: Suchen an sich tu ich eigentlich nichts. Bin halt einfach nur sehr neugierig und lerne gerne neue Orte und Menschen kennen. Die größte Freude hab ich dann an meinen Fotos. Und wenn ich die Kommentare auf Facebook richtig interpretiere, dann mache ich auch anderen eine Freude damit.

derStandard.at: Deine politische Einstellung bezeichnest du als Grün. Achtest du auch auf deinen Reisen darauf, umweltfreundlich zu agieren?

Frosch: Natürlich. Ich fresse ja nur freilebende Fliegen. Weiters verursache ich auf Grund meines geringen Gewichtes bei Flügen oder Autofahrten fast keine zusätzlichen Emissionen. Außerdem ist meine große Leidenschaft das Segeln. Eine ökologischere Art der Fortbewegung ist ja fast nicht mehr möglich. Und wenn man während des Segelns noch was für einen guten Zweck machen kann (www.mirnomore.org), dann ist's ja gleich noch besser.

derStandard.at: Und was ist MirnoMore?

Frosch: Dieser Verein ermöglicht sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen eine Segelwoche in Kroatien. Wirklich ein tolles Projekt. Heuer waren wir mit 100 Schiffen und rund 700 TeilnehmerInnen unterwegs. Und das ganze ist noch dazu durch private Sponsoren finanziert. Ich selber darf auf einem Schiff mitfahren, auf dem die Fotografen und die Flottenzeitung "boardletter" einquartiert sind. Helfe immer da mit, wo gerade Not am Frosch ist.

derStandard.at: Du hast immer einen Fotografen dabei, um deine Reisen zu dokumentieren. Planst du einen Bildband über deine Erlebnisse?

Frosch: Es gibt sogar schon einen - sogar mit einem schönen Hard-Cover (16 Seiten). Ganze sechs Stück wurden davon gedruckt und an Reisebegleiter verteilt. Ich bin aber schon dabei, das Ding in einer größeren Auflage zu produzieren. Das wird aber noch ein bisserl dauern.

derStandard.at: Welche Rolle spielt dein Begleiter, der ja auch immer wieder auf deinen Fotos auftaucht?

Frosch: Hier handelt es sich um meinen Mitbewohner. Wie schon vorher erwähnt, sind für einen Frosch verschiedene Dinge des Alltags ungleich schwieriger - etwa eine Wohnung zu bekommen. Tja, und mittlerweile gehen wir schon seit zehn Jahren gemeinsam auf Reisen. Ist ein netter Bursch. Zwar nicht ganz normal - aber wer ist das schon.

derStandard.at: Was muss ins Gepäck eines Reisefrosches?

Frosch: Ich reise immer ohne Gepäck. Fast schon spartanisch. Und wenn ich dann wirklich was brauche, dann kauf ich mir die Dinge vor Ort. Andere Sachen wie Fotokamera hat ja ohnehin mein Reisebegleiter dabei.

derStandard.at: Weißt du vor Reiseantritt immer, wie das Wetter am Reiseziel sein wird?

Frosch: Nö. Da ich das Wetter ohnehin nicht ändern kann, informier ich mich gleich gar nicht. So reist es sich entspannter. Ein alter Freund von mir konnte ja das Wetter vohersagen. Der hat seine Dienste dann dem ORF angeboten und sogar eine eigene Sendung bekommen. Respekt. Ich kann das leider nicht.

derStandard.at: Wohin wird dich deine nächste Reise führen. Weißt du das schon? Verrätst du es?

Frosch: Ich möchte Ende April / Anfang Mai nach Stockholm fliegen. Ich mag den Norden sehr gern. Hoffentlich geht sich dieser Wochenend-Ausflug aus. Im Mai und September steht jeweils eine Segelwoche in Kroatien am Programm. Aber für den Sommer hab ich noch keine konkreten Pläne. Werd da wohl noch ein bisserl recherchieren müssen. Im Online-STANDARD solls ja eine interessante Reise-Rubrik geben ...

derStandard.at: Kermit hat als einziger Frosch der Welt einen Stern auf dem Walk of Fame. Könntest du dir vorstellen, einen ähnlichen Berühmtheitsgrad zu erreichen?

Frosch: Da liegt die Messlatte natürlich sehr hoch. Das ist klar. Aber ich hab auch schon so was ähnliches. Wir haben beim Segeln mal in Tribunj (Kroatien) angelegt. Dort wurde gerade die Straße am Hafen neu asphaltiert. Meine Pfoten sind dort jetzt auch verewigt. Ich bin also am richtigen Weg.... (Interview von Mirjam Harmtodt/derStandard.at/00.02.2011)