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Bisher verwalteten die "Christianitter" ihren Stadtteil autonom.

Foto: dapd

Der Kopenhagener "Freistaat Christiania" hat den juristischen Streit um sein vor 40 Jahren erkämpftes Selbstbestimmungsrecht endgültig verloren. Dänemarks Oberstes Gericht sprach am Freitag dem Staat das volle Nutzungsrecht über das Gelände des legendären Alternativ-Viertels im Zentrum von Kopenhagen zu. Es wies die Berufung der "Christianitter" gegen ein gleichlautendes Urteil in zweiter Instanz 2009 zurück.

Die dänische Regierung ist damit ihrem seit Jahren erklärten Ziel erneut ein Stück nähergekommen, die 1971 entstandene "Hippie-Republik" in einen normalen Stadtteil umzuwandeln. Tausende junge Dänen hatten ehemals das 34 Hektar große und verlassene Kasernengelände im Stadtteil Christianshavn gestürmt, besetzt und seitdem erfolgreich gegen alle Versuche zur Räumung verteidigt. Ohne Erfolg machten sie vor Gericht ein "unkündbares Nutzungsrecht" geltend, weil sie das Gelände unter Duldung der Behörden seit vier Jahrzehnten unterhalten und selbstständig verwaltet hätten.

Angebot und Nachfrage sollen Wohnungsmarkt regeln

Der Streit um Verbleib oder Räumung des Viertels mit knapp 1.000 Bewohnern gehört seit der Besetzung fest zum politischen Alltag in Dänemark. 2004 kündigte die Regierung das nach und nach zwischen Behörden und "Christianittern" ausgehandelte Abkommen über die Nutzungsrechte.

Sie will erreichen, dass Zuzug, Wohnrechte und Ähnliches wie in jedem anderen Stadtteil unter anderem auch durch Marktmechanismen mit Angebot und Nachfrage geregelt werden. Bisher entscheiden die Bewohner in ihrer Vollversammlung, wer ein Wohnrecht bekommt. In den vergangenen Jahren hat sich eine wachsende Mehrheit von ihnen für Kompromisse mit Ministerien und Behörden ausgesprochen, um Christiania als "soziales Experiment" weiterentwickeln zu können. Unter Kopenhagen-Touristen ist Christiania neben der Kleinen Meerjungfrau und dem Vergnügungspark Tivoli das beliebteste Ausflugsziel. (APA)

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