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Das Miterleben der Geburt prägt auch den Vater.

Foto: APA/Michael Sohn

Göteborg - Obwohl sie am Geburtsprozess selbst keine vorrangige Rolle spielen, sollten werdende Väter im Kreissaal anwesend sein. Dazu raten Forscher der Universität Göteborg in der Fachzeitschrift "Midwives". "Väter sagen im Nachhinein, das Miterleben der Geburt hätte sie reifer, geduldiger und feinfühliger für die Signale des Babys gemacht. Auch Frau und Kind profitieren von ihrer Anwesenheit, doch gibt es für Väter noch kaum geeignete Geburtsvorbereitung", berichtet die Studienautorin Ana Premberg.

Händchenhalter mit Ängsten

Die Forscher befragten frischgebackene Väter nach ihren Erfahrungen. Die meisten wollten Wehen und Geburt von sich aus miterleben, manche waren von ihren Frauen dazu überredet worden. "Die Männer berichten von einer erfüllenden Erfahrung, die ersten Momente des Kindes gemeinsam als Paar und Eltern erlebt zu haben. Sie beschützen und unterstützen die Frau, indem sie etwa die Hände halten, beruhigen oder die Kommunikation mit der Hebamme, sofern die Frau nicht reden kann", so Premberg.

Als werdender Vater im Kreissaal zu stehen ist allerdings eine große Herausforderung. "Schwierig ist besonders, die Wehen der Frau zu sehen und nichts dagegen tun zu können. Viele sind besorgt um das Wohl von Frau und Kind und fürchten, dass etwas schief gehen könnte. Auch das Blut, die Spitalssituation und der Übergang in etwas völlig Unbekanntes machen dem Mann zu schaffen." Trotz starker Gefühle zwischen Euphorie und Agonie wollen die meisten ihrer Frau Sicherheit und Ruhe vermitteln - zurecht, so Premberg, denn mit ansteckender Überängstlichkeit sei ein Mann im Kreißsaal keine Hilfe.

Geburtsvorbereitung für Männer

Damit sie bei der Geburt ihren Part übernehmen können, fordert die Expertin bessere Vorbereitung für Väter. "Obwohl heute die meisten Paare beim ersten Kind gemeinsam in den Geburtsvorbereitungskurs gehen, ist der Vater oft nur der Mutter zuliebe dabei. Man sollte ihn mehr einzubinden und Männerthemen Raum geben." Nur vereinzelt bieten Hebammen bei Männerabenden Austausch oder gedankliche Vorbereitung auf den Geburtsvorgang aus Männersicht. Für viele Männer sei die wichtigste Informationsquelle allerdings der Austausch mit Arbeitskollegen oder Angehörigen, die bereits Väter sind.

Die Vorbereitung solle auch das erste Lebensjahr des Kindes ansprechen. "Das Vatergefühl stellt sich meist erst ab Geburt ein, wenn Väter ihr Baby sehen und berühren können, denn zuvor gelingt die Vorstellung kaum. Zwar kann der Vater nicht stillen und erlebt sich somit nur als zweitbestes Elternteil. Seine aktive Mithilfe entlastet aber nicht nur die Frau, sondern stärkt ihn auch selbst im Vatersein." Aufgaben gebe es genug - vom Windelwechseln über das nächtliche Aufstehen bis zum Übernehmen von Hausarbeit.

An der Beziehung zum Baby arbeiten

Die meisten Männer konzentrieren sich im ersten Jahr der Vaterschaft darauf, ihre eigene Beziehung zum Kind aufzubauen. "Das geschieht besonders dann, wenn sie in Abwesenheit der Frau auf das Baby aufpassen, mit ihm reden und auch lernen, es selbst zu trösten." Um ein guter Vater zu sein, müsse man dem Baby den Platz in der Mitte des Lebens geben, so Premberg über die Rückmeldungen der Väter. "Doch gleichzeitig ist es wichtig, sich dabei selbst als Person nicht aufzugeben und Freundschaften oder Aktivitäten außer Haus zu pflegen, wenn auch in reduziertem Maß." (pte)