Bei Simon & Jakober werden fast vergessene Produkte und außergewöhnliche Neuheiten von Kleinerzeugern verkauft

Gegen die permanente Verfügbarkeit der Konsumkultur setzt sich Familie Heinisch in ihrem neuen Geschäft Simon & Jakober in der Wiener Jakobergasse 4 ein. Die "Waren feiner Art" kommen überwiegend aus dem Waldviertel, wo die Heinischs in St. Leonhard am Horner Wald ihren eigenen Bauernhof - den Moosauerhof - bewirtschaften und unter dem Label "TAUT" auch selbst produzieren.

Im Bild: Minz- und Ribiselgelee werden von Andrea Heinisch persönlich eingekocht.

derStandard.at/ped

Auf den vielen Fahrten von Wien ins Waldviertel und wieder zurück entdeckt die Familie Heinisch laufend kleine Produzenten, die oft nicht über ihre Ortschaft hinaus kommen. "Viele wollen auch gar nicht in größerer Menge produzieren", weiß der Seniorchef. Weshalb man sich für einen anderen Weg als üblich entschied und saisonal bedingte Produkte in begrenzter Menge ins Geschäft stellt. "Die gehen dann auch aus. Und das gefällt den Kunden", zeigt Severin Heinisch Mut zur Lücke.

derStandard.at/ped

Begonnen hat man mit den eigenen Produkten. Auf ihrem Bauernhof in St. Leonhard am Horner Wald pflegt Familie Heinisch unter anderem einen eigenen Fischteich und Bienenstöcke. Aus letzteren kommt Honig in verschiedenen Variationen mit Steinpilz,  Spitzwegerichsaft oder Thymian.

derStandard.at/ped

"Ich möchte die allerbeste Ringelblumensalbe machen", sagte sich Severin Heinisch vor ein paar Jahren. Und da alles, was die Familie produziert, aus möglichst wenigen basalen Zutaten besteht, kommt in die Salbe nichts weiter als Bienenwachs, Ringelblumen und Olivenöl.

derStandard.at/ped

Makulaturhefte von der Edition Thurnhof bei Horn. Fehldrucke werden zu fadengebundenen Notizbüchern, die zwischen leeren Seiten mit unvermuteter Lyrik und Prosa überraschen.

derStandard.at/ped

Eine süße Sache: Dirndlzucker, Dirndlzuckerln, Dirndlsauce aus dem Pielachtal.

derStandard.at/ped

Wodka Wanessa: Der laut Severin Heinisch "wahrscheinlich gesündeste Vodka der Welt" kommt aus Hadersdorf am Kamp und wird aus Dinkel gebrannt.

derStandard.at/ped

Wodka-Shots mit Sanddorn, Kaffeebohnen, Kokos, Dirndln oder Walnüssen.

derStandard.at/ped

Ostern ist nicht mehr weit, daher gibt es derzeit auch ausgeblasene Nandueier (Bild) und Straußeneier aus Waldviertler Biozucht in den Regalen von Simon & Jakober. Sollten letztere zerbrechen, kann man sie als Schutz gegen Motten einsetzen, denn im Gegensatz zu Hühner- oder Nandunestern seien Straußennester völlig frei von Ungeziefer, weiß Severin Heinisch. 

Foto: derStandard.at/ped

"Jeder Kleinerzeuger weiht uns in die Geschichte seines Produktes ein", erzählt Severin Heinisch von seinen Entdeckungstouren durch das Land, "man lernt wahnsinnig viel". Und bekommt von ihm gleich einiges erzählt - über die Herkunft der Redewendung "Blau machen", die wahrscheinlich aus der Färbertradition stammt: Indigo wird erst durch die Oxidation an der Luft blau und während dieses Vorgangs hatten die Färber nicht viel zu tun.

derStandard.at/ped

Doch das Waldviertel ist nur der Ausgangspunkt. Die Familie will ein Netzwerk von Produzenten aufbauen. In fernerer Zukunft soll Simon & Jakober eine Drehscheibe für handgefertigte Produkte und Delikatessen aus der ganzen Alpen-Adria-Region sein.

Die handgedruckten Blaudrucküberzüge, -servietten, und -taschen kommen von den letzten beiden österreichischen Blaudrucker-Werkstätten im Mühlviertel und im Burgenland.

derStandard.at/ped

Auch eine kleine, feine Weinauswahl aus dem Kamptal wird angeboten.

derStandard.at/ped

"Wir nehmen nichts in Kommission", betont die Familie Heinisch. Alles, was im Geschäft steht, wird den Erzeugern abgekauft.

Im Bild: Kräuter- und Steinpilzsalz

derStandard.at/ped

Handgewebte Leinentücher, daneben der Rohstoff: Garnspule aus Flachs.

derStandard.at/ped

Die Geschäftseinrichtung des Simon & Jakober wurde mit Hilfe eines Bühnenbildners gestaltet. An der rechten Wand hat Severin Heinisch als flexibles Ausstellungselement ein Baustahlgitter vom eigenen Bauernhof montiert.

derStandard.at/ped

Die Löfferln aus Perlmutt - bestens geeignet für Kaviar und Frühstücksei - stammen aus der letzten österreichischen Perlmuttdrechslerei RM in Felling nahe Hardegg. Früher wurden die Flussperlmuscheln aus der Thaya zu Knöpfen gedreht, heute kommt das Perlmutt von Zuchtmuscheln aus der ganzen Welt. Die Knöpfe des Herstellers werden an große internationale Luxusmodehäuser geliefert.

derStandard.at/ped

Rasiersets von der letzten Wiener Seifenmanufaktur Stoba. Kaltgerührte Rasierseife mit Zedernholzöl und Rasierpinsel in zwei Ausführungen: in Weiß und in dunklem Mooreichenholz.

derStandard.at/ped

Der Schädel stammt vom Waldviertler Schottischen Hochlandrind.

derStandard.at/ped

In der selbst produzierten TAUT-Honigseife ist neben Honig und Wachs von den eigenen Bienen nur Rindertalg aus Bio-Gallowayzucht enthalten. Die Rezeptur stammt von der Inhaberin einer Waldviertler Seifenmanufaktur.

derStandard.at/ped

Die Straußenfedern kommen ebenfalls aus Bio-Zucht und sind antistatisch, aber für ihre Bestimmung als Staubwedel eigentlich viel zu schade - der Bedarf dürfte groß sein: Bereits in der ersten Tagen waren die Wedel ein Verkaufsschlager.

derStandard.at/ped

Viele der Waren sind fast schon vergessene Kindheitserinnerungen: Weinbeißer der Lebzelterei Schmid in Maissau mit dem Logo von Karl Korab.

derStandard.at/ped

Dass die Lage des Geschäftes - in einer Seitengasse der Riemergasse - nicht die einfachste ist, dessen ist man sich bewusst. Seit Jahren wird darüber spekuliert, was in das ehemalige Gerichtsgebäude gegenüber einziehen könnte. Sollte tatsächlich ein Hotel daraus werden, ist das Geschäft für Touristien sicher ein Magnet. Bis dahin seien dem Simon & Jakober viele Stammkunden gewünscht.

Im Bild: Schnäpse von Wetter und Rossnagl sowie Sauvignon-Blanc-Sekt von Müller

derStandard.at/ped

Simon &  Jakober
Waren feiner Art
Jakobergasse 4, 1010 Wien

Mo - Fr.: 11:00 - 19:30
Sa.: 10:00 - 15:00

(red, derStandard.at, 05.04. 2011)

Foto: derStandard.at/ped