Wien - Die heimischen Arbeitnehmer sind offenbar ziemliche "Pausenmuffel". Eine von der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) bei IFES in Auftrag gegebene Studie kam nun zu dem Schluss, dass für 15 Prozent überhaupt keine Unterbrechung ihrer Tätigkeit vorgesehen ist. Und auch unter jenen, die Ruhephasen einlegen, sind immer noch 23 Prozent, die diese Gelegenheit nur hie und da wahrnehmen. Die gesundheitlichen Langzeitfolgen bleiben dabei häufig unbeachtet.

Wenig Autorität, wenig Pausen

Interessantes Detail der Umfrage unter 500 Arbeitnehmern: Je mehr "Arbeitszeitautonomie" bzw. Verantwortung jemand hat, desto eher neigt er dazu, keine Pause zu machen. Während es bei einfachen Angestellten noch 62 Prozent sind, die eigentlich immer pausieren, sind es bei den leitenden Angestellten nur noch 47 Prozent. Dabei sei das Bewusstsein für eine vernünftige "Pausenkultur" durchaus vorhanden. "Nur wird sie von den Führungskräften vielfach nicht vorgelebt", betonte Meinungsforscher Georg Michtenthaler am Montag im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien.

Schlusslicht beim Pausemachen ist die Branche Gesundheit und Soziales: 27 Prozent gaben an, keinerlei Unterbrechungen in Anspruch zu nehmen, 33 Prozent legen zumindest für eine halbe Stunde die Arbeit nieder. Dabei sind laut GPA Pausenräume oder andere Aufenthaltsbereiche in durchaus akzeptabler Anzahl vorhanden sowie auch "einladend und gepflegt".

Psyche leidet

"Wir sind Anwesenheitsweltmeister", warnte Karl Proyer, Vize-Bundesgeschäftsführer der Angestelltengewerkschaft Druck-Journalismus-Papier, und verwies darauf, dass jeder 15. Krankenstandstag psychische Ursachen habe, ebenso wie der Anstieg bei Frühpensionen. Diesbezüglich führte Proyer auch den Umstand ins Feld, dass die Österreicher offiziell, also laut Kollektivvertrag, durchschnittlich 38,5 Stunden pro Woche arbeiten, tatsächlich aber auf 43 bis 44 Stunden kämen.

Pausen einzuhalten bzw. sich auch richtig einzuteilen, habe eine "eminent wichtige Präventivwirkung", bestätigte Arbeitsmedizinerin Gudrun Kaspar. Wer Durst, Hunger oder Müdigkeit permanent ignoriere, dessen Stresshormonspiegel sei dauerhaft zu hoch, was zu hohem Blutdruck, Hauterkrankungen und erhöhtem Infektrisiko bis hin zu Depression und Burn-out führen könne. Grundsätzlich gelte: Je länger die Pause, desto geringer der Erholungswert, sprich: die Lust aufs Arbeiten sinkt. Gesunde Ernährung (Getreide, Obst, Nüsse, Trockenfrüchte) würden zusätzliche Energie liefern und die Konzentrationsfähigkeit erhöhen, meinte Kaspar.

Obwohl in der Praxis sehr unterschiedlich konsumiert, ist die Dauer von Mittagspausen rechtlich sehr klar definiert. Wer länger als sechs Stunden arbeitet, hat Anspruch auf eine halbe Stunde Pause, die auch auf zweimal 15 oder dreimal zehn Minuten aufgeteilt werden kann. Der Arbeitgeber muss diese Arbeitsunterbrechungen zwar nicht bezahlen, jedoch gewähren. Personen, die länger als zwei Stunden täglich Bildschirmarbeit verrichten, dürfen übrigens nach 50 Minuten zehn Minuten pausieren. (APA)