Ai Weiwei im Sommer 2010 im Kunsthaus Bregenz

Foto: KUB/Rudolf Sagmeister

Bregenz - Man solle Ruhe bewahren, noch wisse man nichts Genaues, schrieben Mitarbeiter des chinesischen Konzeptkünstlers Ai Weiwei kurz nach dessen Verhaftung an das Kunsthaus Bregenz. Wenig später endete der Austausch von E-Mails abrupt. "Alle Computer im Studio von Ai Weiwei wurden konfisziert, sogar die privaten", schildert KUB-Direktor Yilmaz Dziewior im Gespräch mit dem Standard die Situation seiner Kooperationspartner in Peking.

Dziewior bereitet mit Ai Weiweis Studio die große Sommerausstellung vor, die sich auf die Architekturprojekte des Künstlers konzentrieren wird. Eigene und Kooperationen mit anderen Architekten wie das Olympiastadion mit Herzog und de Meuron werden zu sehen sein. Darunter auch Ai Weiweis Atelier in Schanghai, das kürzlich von den chinesischen Behörden niedergerissen wurde. "In seinen Arbeiten thematisiert Ai Weiwei kulturelle, soziale und politische Fragestellungen, was immer wieder dazu geführt hat, dass er von der chinesischen Regierung mit Repressionen belegt wurde", heißt es dazu im Pressetext zum KUB-Jahresprogramm. Dziewior: "Da konnte noch keiner voraussehen, dass die Situation in diesem Ausmaß eskalieren würde, die ganze Sache ist furchtbar."

Die Ausstellung vom 16. Juli bis 10. Oktober werde auf jeden Fall stattfinden, kalmiert der Kunsthaus-Direktor. Große Sorgen mache er sich aber um Ai Weiwei: "Keiner weiß, wo er sich befindet, weder seine Frau noch sein Anwalt wurden informiert." Die Kommunikation mit dem Team in Peking gestalte sich aufgrund der Repressalien schwierig. Dziewior: "Es ist nun an uns, die Situation, in der kritische Menschen in China leben müssen hier im Bewusstsein zu halten."

Der internationale Museumsrat ICOM richtete am 5. April ein Protestschreiben an Kulturminister Cai Wu und forderte die sofortige Freilassung des Künstlers. Die Forderung nach "bedingungsloser Freilassung" stellen Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek und der Vorsitzende der IG Autorinnen Autoren, Gerhard Ruiss, in einem gemeinsamen Aufruf. Die Verhaftungen und Anklagen von Personen wie dem Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo, Wu Yuren oder Ran Yunfei basierten auf "willkürlichen Anschuldigungen", heißt es darin. Demokratische Staaten müssten ihre Beziehungen zu China "in den Dienst der Grund- und Freiheitsrechte unserer chinesischen Kolleginnen und Kollegen stellen", fordern Jelinek und Ruiss. (jub / DER STANDARD, Printausgabe, 8.4.2011)