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Mangels Interesse eines großen österreichischen Telekomanbieters, seine Infrastruktur in dem ländlichen Gebiet entsprechend rasch zu modernisieren, wurden in St. Martin, Großschönau und Bad Großpertholz ab 2003 bei Kanalgrabungsarbeiten Glasfaser-Leerverrohrungen bis zu jedem Haushalt mitverlegt.

Foto: Archiv

Glasfaser ist das physikalisch schnellste Übertragungsmedium für Daten - bis zu einer Million Mal schneller als Kupferkabel. Doch wenn es um die Verbreitung dieser Technologie geht, herrscht für Hartwig Tauber das reinste Schneckentempo. Seit mehreren Jahren zieht der Österreicher einem Wanderprediger gleich durch Europa, um für den Ausbau der Glasfasernetze die Werbetrommel zu rühren.

"Stabile Highspeed-Verbindungen von 100 Mbit/s und mehr zu gewährleisten, führt kein Weg an Glasfaser vorbei"

Besonders sein Heimatland sieht der Geschäftsführer des FTTH-Council Europe, einem Interessenverband von 150 Industrieunternehmen, dabei im Hintertreffen. Ende 2010 habe es weniger als 17.000 Haushalte gegeben, die Glasfaseranschlüsse nutzten. Nachbarländer wie Slowakei, Tschechien oder Slowenien seien hier weit voraus - und würden dies in Zukunft für Betriebsansiedlungen auch als Standortvorteil zu nutzen wissen.

"Durch den enormen Ausbau der mobilen Netze wurde in Österreich der Festnetz-Ausbau stark vernachlässigt. Um stabile Highspeed-Verbindungen von 100 Mbit/s und mehr zu gewährleisten, führt kein Weg an Glasfaser vorbei", ist Tauber im Standard -Gespräch überzeugt.

LTE

Denn neben der stabilen Download-Geschwindigkeit werde das Hochladen von Dateien, etwa für Online-Datensicherung oder andere Cloud-Services für Firmen, immer wichtiger. "Eine Uploadgeschwindigkeit von 12 Mbit/s wie sie die nächste Mobilfunkgeneration LTE verspricht, ist selbst dann uninteressant, wenn man einen HD-Film einer Hochzeit auf Youtube stellen will." Mobiles Breitband sei zwar wichtig, besonders für die Versorgung ländlicher Gebiete, "aber nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung", betont Tauber.

Natürlich sei für einen großflächigen Glasfasernetz-Ausbau die Finanzierung die größte Herausforderung, gibt der Telekomexperte zu. Doch zum einen könne man mit Beträgen, die für so manches Tunnelbauprojekt in Österreich auflaufen, das Land problemlos mit Glasfaser versorgen. Zum anderen bewiesen 260 Glasfaserprojekte, die in Europa schon laufen, dass es möglich sei.

Heute hängen mehr als 1000 Haushalte im Netz, jedem stehen 100 Mbit/s zur Verfügung

Wie selbst kleine Gemeinden ihre Bürger mit Breitband mit Lichtgeschwindigkeit versorgen könnten, belegt Tauber mit einem Beispiel aus dem Waldviertler Lainsitztal. Mangels Interesse eines großen österreichischen Telekomanbieters, seine Infrastruktur in dem ländlichen Gebiet entsprechend rasch zu modernisieren, wurden in St. Martin, Großschönau und Bad Großpertholz ab 2003 bei Kanalgrabungsarbeiten Glasfaser-Leerverrohrungen bis zu jedem Haushalt mitverlegt. Heute hängen mehr als 1000 Haushalte im Netz, jedem stehen 100 Mbit/s zur Verfügung. Eigentümer und Betreiber der Glasfasernetze sind die Gemeinden. Finanziert werden die Netze über Leitungsmieten, die von Providern an die Gemeinden entrichtet werden. (Karin Tzschentke, DER STANDARD Printausgabe, 10 .Mai 2011)