Keine Verbeugung, kein Knicks, sondern ein Händedruck und ein warmes Lächeln: Gleich zu Beginn des historischen Staatsbesuchs von Queen Elizabeth II. in Irland machten Präsidentin Mary McAleese und ihr Stab deutlich, wie sie das Verhältnis zwischen Dublin und London sehen. Da begegneten einander die Vertreter zweier souveräner Staaten auf Augenhöhe.

90 Jahre mussten seit Irlands Unabhängigkeit von Großbritannien vergehen, und erst jetzt hat sich das Verhältnis zwischen Mutterland und unterdrückter Exkolonie normalisiert. Sichtbarster gemeinsamer Erfolg sind die fantastischen Fortschritte im einst vom Bürgerkrieg geschüttelten Nordirland, die ohne gemeinsame Anstrengungen Londons und Dublins nicht möglich gewesen wären.

Die grüne Insel hat sich durch die EU-Mitgliedschaft aus der Umklammerung der einstigen Kolonialmacht lösen können; die Zugehörigkeit zur Eurozone ist dafür das wichtigste Symbol. Die größere Skepsis gegenüber der von Kindesmissbrauchsskandalen erschütterten katholischen Kirche sowie die Verbannung der ewigen Regierungspartei Fianna Fáil in die Opposition haben Irland der europäischen Normalität nähergebracht. Gleichzeitig tritt London weniger hochnäsig auf. Eine eklatante Diskriminierung wie noch in den 1960er-Jahren („Schwarze und Iren unerwünscht") kann und will sich heute niemand mehr leisten. All das gehört zu der Normalisierung, die der erste Irland-Besuch eines britischen Monarchen seit 1911 besiegelt. (Sebastian Borger/DER STANDARD, Printausgabe, 18.5.2011)