Sanja Iveković thematisiert den Zusammenhang zwischen Macht und Ideologie stets kritisch, aber auch ironisch: "Novi Zagreb (Menschen hinter den Fenstern)" von 1979/2011.

Foto: Galerie Martin Janda

Wien - East by South West ist eine etwas irritierende Himmelsrichtungsangabe. Zu der von Silvia Eiblmayr kuratierten Ausstellung Fade Up / Flash Back passt der Titel jedoch sehr gut. Denn die drei von ihr versammelten Künstlerinnen und Künstler befassen sich mit den irritierenden Folgen genau jener politischen Ereignisse, die aus dem Balkan "Osteuropa" gemacht haben. Eine Arbeit von Sanja Iveković reflektiert dezidiert diese Umbenennungsthematik: In Lost & Found (2003/2004) stellt die kroatische Künstlerin eine Fotografie aus den 1970er-Jahren einer aktuellen Aufnahmen desselben Ortes gegenüber: Einst stand vor dem "Kino Balkan" eine lange Schlange, heute befindet sich am selben Ort ein Café, und auf der Fassade prangt der Schriftzug "Kino Europa" .

Als eine der bedeutendsten Medienkünstlerinnen Kroatiens hat Iveković ein Œuvre geschaffen, das den Zusammenhang zwischen Macht und Ideologie immer sehr kritisch, aber auch ironisch erfasst: Neben der tragisch-witzigen Collage-Serie Bitteres Leben (1975/76) wird auch ihr Video Looking At (1974) präsentiert, das die Brisanz einer Nachrichtensendung durch einen total beiläufigen Bildausschnitt subvertiert. Erschreckend ist dagegen Generalalarm (Seifenoper) von 1995: Sie zeigt einen Ausschnitt einer populären TV-Soap, während dem man die Warnung vor Raketenangriffen auf Zagreb ausgestrahlt hat.

Dass die Traumata des Krieges in diesen Gesellschaften noch stark präsent sind, thematisiert auch die um einiges jüngere, kosovarische Künstlerin Flaka Haliti: Teil ihrer vielschichtigen Installation Unser Tod - Ein Dinner für die Anderen (2006) ist ein Videoclip der Band Jericho, die den im Kosovo-Krieg verschwunden Personen einen Song widmeten.

Parallel dazu diskutieren die Hinterbliebenen, ob diese Geldmacherei gerechtfertigt ist. Indem Haliti diese Frage letztlich auch an sich selber richtet, stellt sie zumindest indirekt eine Verbindung zu Hannes Zebedin her: Auch er positioniert sich mit seiner Arbeit zwischen Aktivismus und Kunst. Während sich eine Arbeit mit den Kärntner Partisanen befasst, hat Zebedin mit einer Linie von Jerichorosen eine bewegende Installation produziert: Eigentlich leben die Pflanzen davon, sich im Wüstensand frei bewegen zu können - Zebedin hat sie allerdings mit Steinen beschwert und so in fragile Sinnbilder aktueller Migrationsströme verwandelt. (Christa Benzer, DER STANDARD - Printausgabe, 19. Mai 2011)