Foto: M. Hausenblas
Foto: Nespresso

Standard: Wo ist Steuerbord?

Konstantin Grcic: Was heißt das?

Rechts oder links?

Grcic: Links.

Falsch.

Grcic: Rechts.

Haben Sie eine Ahnung vom Segeln?

Grcic: Nicht so sehr vom Segeln, aber ich war einmal leidenschaftlicher Windsurfer.

Sie haben für den Nespresso Cup der Wally-Yachten (siehe Artikel rechts) den Pokal entworfen. Wie wäre es mit einem ganzen Schiff?

Grcic: Wir arbeiten tatsächlich mit Wally an einem neuen Yachtprojekt. Im Konkreten geht es um das Steuerrad beziehungsweise den ganzen Steuerstand für ein Projekt namens Gentle.

Welcher Teil einer Segelyacht ist der schönste?

Grcic: Der Rumpf. Aber was ich Ihnen noch nicht erzählt habe: Ganz ursprünglich, nach der Schule, wollte ich Bootsbauer werden. Das war mein Traum. Der hat sich nicht erfüllt. Darum ist es umso toller, jetzt, sozusagen von hinten einzusteigen.

In der Regel entwerfen Sie Objekte, die eine Funktion haben. Welche Funktion hat ein Pokal?

Grcic: Bei einer Trophäe geht es um Identifikation und Emotion. Das sind sehr wohl Funktionen.

Aber die Entwurfsarbeit ist eine andere.

Grcic: Gar nicht so sehr. Sie dreht sich um sehr konkrete Inhalte, die die Trophäe zum Ausdruck bringen muss. In diesem Fall geht es um Design, Technologie, Wally, Nespresso, Segeln, Performance, Wettkampf, Portofino. Es gibt Projekte, da müssen wir mit weit weniger Infos auskommen.

Und wieso sieht die Trophäe nun aus, wie sie aussieht?

Grcic: Als Material wählten wir Carbon und Aluminium. Die vertikale Form ist typisch für den Pokal. Ein Pokal kommt in der Regel in zwei Situationen zur Geltung. Das Überreichen, das Herumreichen, in die Höhe stemmen und das Ruhen in der Vitrine. Das Vertikale betont in diesem Fall auch das Ruderblatt einer Yacht oder natürlich der Mast, auch das Segel. Der Pokal ist ein Wanderpokal. Deswegen wählten wir Scheiben für die Basis des Objekts. Jedes Jahr kommt eine Scheibe mit der Gravur des Siegers hinzu. Die Farben haben wir uns von den Nespresso-Kapseln abgeschaut.

Sind Sie jetzt auf den Geschmack gekommen? Würden Sie gern einen neuen Pokal für die Fußball-WM gestalten oder den berühmten America's Cup?

Grcic: Ich glaube nicht, dass es funktionieren würde, klassische Trophäen zu ersetzen. Das klappt nur bei neuen Events. Aber ich bin, was die Szene hier betrifft mit ihren Yachten und ihrer Performance, auf den Geschmack gekommen.

Gibt es ein Objekt, das mit einer Segelyacht vergleichbar ist?

Grcic: Das ist schwer zu sagen. Aber wenn ich an einen Stuhl denke, dann gibt's da schon Parallelen, was die Ansprüche an Konstruktion, Performance, Komfort und Ästhetik betrifft. Ähnlich wäre übertrieben, aber ich sehe schon eine Art Verwandtschaft.

Die Mailänder Möbelmesse, das Highlight des Designjahres, schwingt in der Szene noch nach. Wie blicken Sie zurück?

Grcic: Es ist immer sehr spannend, die Dinge, an denen man lange gearbeitet hat, zu präsentieren. Man entlässt die Objekte seiner Obhut und wartet auf die Reaktionen der Leute, die sehr intuitiv reagieren. Man schaut, was haben andere gemacht, trifft Kollegen und Freunde. Ich genieße das sehr. Klar ist es anstrengend, es ist aber auch immer eine wahnsinnig schöne Zeit, die viel zu schnell vergeht. Und dann muss man wieder ein Jahr warten.

(Michael Hausenblas/Der Standard/rondo/17/06/2011)