Die verbotenen Gräber in Theben
Zahi Hawass

Philipp von Zabern
24.09.2009; 288 Seiten; 25,5 x 34 cm; 300 Farbabb.; geb. mit Schutzumschlag; 20 Klapptafeln;
ISBN 978-3-8053-4077-9
EUR 89,90

Foto: Philipp von Zabern

Er zählte beinahe schon zu den Verlierern der Revolution in Ägypten: Ägyptologie-Ikone Zahi Hawass wurde in den letzten Tagen des Mubarak-Regimes zum Minister für Altertümer ernannt, nach dem Sturz des Präsidenten verlor er dieses Amt, um wenige Wochen später erneut eingesetzt zu werden. Dann drohten dem langjährigen Chef der Altertümerverwaltung in einem Korruptionsprozess um die Verpachtung eines Souvenirshops im Ägyptischen Museum ein lange Haftstrafe in einem Arbeitslager.

Der Prozess wurde mittlerweile gestoppt und Hawass freigesprochen. Doch die Zukunft Ägyptens wie auch des berühmten Indiana-Jones-Hut-Trägers bleibt bis auf weiteres wohl unsicher.

Für Liebhaber altägyptischer Kunst und Geschichte bietet sich daher Zahi Hawass' "Die verbotenen Gräber in Theben" als Ersatz für eine Ägypten-Reise an. Zwar sollte ein Aufenthalt im Land am Nil nach den Revolutionswirren mittlerweile wieder relativ gefahrlos sein, doch der opulent gestaltete Bildband eröffnet dem Leser, was ein Besuch vor Ort ohnehin nicht bieten kann: die präsentierten Gräber sind, wie der Titel des Buches schon verrät, für Touristen nicht zugänglich.

Nur Forscher dürfen diese Grabstätten von Würdenträgern und Beamten der Pharaonen der 18., 19. und 20. Dynastie betreten. Die Ausstattung der Wandmalereien und Reliefs dieser in den Felsen geschlagenen Grabanlagen kann durchaus mit jener in den Pharaonengräbern im Tal der Könige konkurrieren.

Die Pracht der altägyptischen Kunst wurde vom italienischen Fotografen Sandro Vannini eingefangen, seine Bilder auf zahlreichen, zum Teil ausklappbaren Tafeln laden mit ihrer Detailfülle zum Verweilen und auch Wiederkehren ein, denn auf den Darstellungen aus dem Alltag der Verstorbenen lassen sich immer wieder neue Aspekte entdecken.

Hawass bietet eine abwechslungsreiche Führung durch die "verbotenen" Gräber der südägyptischen Nekropole. Dabei macht er die Menschen hinter den klingenden Titeln wie "Siegelbewahrer", "Vorsteher der Kornspeicher des Amun", "Diener in der Stätte der Wahrheit" oder "Königlicher Diener mit reinen Händen" sichtbar, genauso wie die neuzeitlichen Grabräuber und Forscher, zwischen denen zumindest in der frühen Zeit der Ägyptologie oft wenig Unterschied auszumachen ist. (Michael Vosatka, derStandard.at, 28.8.2011)