Beim Improvisationsworkshop sind Fantasie, Spontanität und ganzer Körpereinsatz gefragt. Auch die Lachmuskeln der Jungmimen werden dabei gründlich strapaziert.

Foto: Reinhard Werner

Wien - Wilde Blicke werden ausgetauscht, es wird gestöhnt, gerungen und vor allem: nach Leibeskräften gewürgt. Zufrieden begutachtet Stuntfrau und Kampfchoreografin Cornelia Dworak, ob es auch echt aussieht, was ihre Schüler da treiben. Und warnt sie, auf ihre Nasen aufzupassen.

Im Workshop Action und Reaction, der im Rahmen des Schülertheatertreffens jeden Nachmittag hoch oben auf dem Lusterboden der Burg stattfindet, lernen die Jungschauspieler spektakuläre Bühnenkampftechniken. Schritt für Schritt erklärt die Trainerin, wie man stößt, stürzt, ohrfeigt, schlägt und sterbend zu Boden sinkt. Mit Begeisterung üben die Jugendlichen die ideale Körperhaltung, um eine glaubwürdige Prügelei auf die Bühne zu stellen.

Am Action-Workshop gefällt den Jungschauspielern nicht nur die Möglichkeit, sich auszutoben, ein Teilnehmer betont auch die Vorteile für seine zukünftige Theaterkarriere: "Ich habe schon festgestellt, dass Bühnenkampf im Theaterbetrieb gefordert ist. Wenn man sich nicht damit auseinandergesetzt hat, kann es zu gröberen Verletzungen kommen."

Ein paar Treppen weiter bietet sich ein völlig anderes Bild. Sieben Jugendliche liegen regungslos am Boden. Es sind zum Glück nicht die Folgen einer missglückten Fechtübung, vielmehr ist es der Beginn einer Reise zu den Wurzeln jedes Theaterstücks. Bodo Bühling, Leiter des Workshops Vom Text zur Szene, schärft die Sinne und das Körpergefühl seiner Schützlinge, ehe er sie hinaus auf die Straße schickt. Hier, in freier Wildbahn, sollen sie Zitate aufschnappen, welche die Grundlage eines in den nächsten Tagen zu erarbeitenden Textes bilden werden. Die Außenwelt wird so als Theater erlebbar.

Nach ihrem Ausflug sind die Feldforscher teilweise skeptisch, ob sich mit Sätzen wie "Wenn der umfliegt, dann war's das!" oder "Warum ist meine Schultasche so schwer?" große Dramen dichten lassen. Im Gespräch lässt der erfahrene Theaterpädagoge Bühling die Workshopteilnehmer erkennen, wie manche Sätze Türen öffnen, hinter denen ganze Welten stecken.

Auch in anderen Kammern herrscht emsiges Treiben: In fünf weiteren Workshops werden die jungen Bühnenbegeisterten von Profis in so unterschiedlichen Bereichen wie Improvisation, Tanz, Körpersprache oder Slam Poetry zu Höchstleistungen angespornt. Für Lehrer und Betreuer gibt es zudem die Möglichkeit, in einem eigenen Workshop einen Einblick in verschiedene Inszenierungsmodelle zu erhaschen.

Wie enthusiastische Gesichter allerorts zeigen, sind die Workshops ein Erfolg: Die Gäste gewinnen nicht nur neue Erfahrungen, auch die Facebookfreundesliste wird sicher wachsen.  (Dorian Waller, Sabina Zeithammer/ DER STANDARD, Printausgabe, 25./26.6.2011)