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In der Vorbereitung vom Blitz getroffen: Das Team aus Nordkorea.

Foto: AP/ David Josek

Dresden - Ein Blitz habe die Nordkoreanerinnen vor der Abreise zur Fußball-WM nach Deutschland getroffen, erzählte Trainer Kwang Min Kim völlig unvermittelt. Damit erklärte er die 0:2-Niederlage seiner Truppe am Dienstagabend im ersten Spiel der Gruppe C gegen den politischen Erzrivalen USA. "Die Torhüterin und vier Verteidigerinnen waren am meisten betroffen. Und auch einige Mittelfeldspielerinnen", berichtete Kim nach der Partie auf der Pressekonferenz.

Was als normale Spielanalyse nach der dritten Niederlage im vierten Duell mit dem zweifachen Weltmeister (1991, 1999) begonnen hatte, endete als verblüffende Geschichte. "In der ersten Spielhälfte war unsere Mannschaft ziemlich stark. Nach dem Wechsel hat dann die Kraft nicht ausgereicht, um unsere strategischen Maßnahmen umzusetzen", erklärte Kim und fügte hinzu: "Obwohl sie nicht in der besten Verfassung waren, haben die Spielerinnen alles gegeben."

In der Tat hatten die Asiatinnen nach der Pause sichtliche abgebaut und die Gegentreffer durch Lauren Cheney (54.) und Rachel Buehler (76.) hinnehmen müssen. "Grund war, dass ihre körperliche Kraft nicht ausgereicht hat. Es gab vor dem Spiel einige unerwartete physische Veränderungen. Unsere Spielerinnen fühlten sich nicht gut", erklärte Nordkoreas Trainer.

Seit ihrer Ankunft in Deutschland am 15. Juni zeigten sich die Asiaten öffentlichkeitsscheu. Umso mehr verwunderte die plötzliche Offenheit des strengen Herrn Kim. Stück für Stück enthüllte er eine zuvor geheim gehaltene Geschichte, in der aus körperlichem Unwohlsein erst ein "kleiner Unfall" wurde und schließlich ein Blitzschlag.

Am 8. Juni hatte demnach während eines Testspiels in Pjöngjang ein Blitzeinschlag den Großteil seiner Mannschaft außer Gefecht gesetzt. "Mehr als fünf unserer Spielerinnen mussten ins Krankenhaus", erzählte der Trainer. Diese seien auch erst kurz vor WM-Beginn angereist. Offen bleibt, mit welcher Formation seine Mannschaft am 21. Juni in Halle/Saale den EM-Zweiten England in der WM-Generalprobe 3:0 bezwungen hatte.

Ohne äußerliche Regung erzählte Kim von dem Vorfall. Er sei trotz der Niederlage zufrieden mit dem Auftritt seiner Mannschaft. "Die Ärzte waren eigentlich der Meinung, dass die Spielerinnen nicht in der Lage sind, das Turnier hier zu spielen. Normale Menschen hätten das nicht geschafft. Aber meine Spielerinnen mit ihrem großen Willen haben trotzdem gespielt", sagte der Trainer zum Abschluss seiner Ausführungen, mit denen er auch das US-Team überraschte. "Das ist das erste Mal, dass wir davon gehört haben", bekannte Top-Stürmerin Abby Wambach. (APA)