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Ausnahmsweise nicht mit Gitarre, sondern mit Orden: Richard Thompson, frisch gebackener Officer of the Order of the British Empire gastiert am Donnerstag im Wiener Wuk und am Freitag beim Musikfest in Waidhofen/Thaya.

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Richard Thompson feat. Linda Thompson "Live at the BBC" (Universal, Erscheinungstermin: 1. Juli 2011)

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Seit Dienstag dieser Woche darf Richard Thompson seinem Namen die drei Buchstaben "OBE", kurz für "Officer of the Order of the British Empire", zur Seite stellen. Eine royale Würdigung eines herausragenden britischen Singer/Songwriters und Gitarristen, der lange mit einem Titel anderer Art assoziiert wurde: Rock's best kept secret.

Dafür, dass der Musiker, der am Donnerstag und Freitag nach 26 Jahren endlich wieder in Österreich auftritt, nicht bloß Kultstatus genießt, sondern ein breiteres Publikum erreicht, hat sich indessen seit Langem eine ebenfalls mit drei Buchstaben abgekürzte britische Institution stark gemacht, die BBC. Nachdem BBC-Einspielungen der Folk-Rock-Gruppe Fairport Convention, zu deren Gründungsmitgliedern Thompson zählte, bereits in Form einer CD-Box veröffentlicht worden sind, ist nun Thompson selbst an der Reihe. 

Ein gewichtiger Anteil, nämlich eine von drei CDs bzw. rund die Hälfte der beigelegten DVD, wird dabei Thompsons musikalischer Partnerschaft mit seiner einstigen Ehefrau Linda eingeräumt. Der legendäre Radiomoderator und DJ John Peel, stets ein Förderer von Musik abseits des Mainstreams, hatte das Duo bereits 1973, also ein Jahr vor dem Erscheinen seines längst als Klassiker gehandelten Debütalbums I Want to See the Bright Lights Tonight zum ersten aber nicht letzten Mal für seinen Sender ins Studio geholt. Zu hören sind Richard und Linda Thompson nicht nur im klassischen Folk-Duo-Format, sondern auch mit hochkarätigen, oft aus Fairport-Mitgliedern bestehenden Bands, die den Meistergitarristen zu Exkursionen auf seiner E-Gitarre anspornen.

Dokumentiert auf Live at the BBC ist auch ein Konzert der letzten gemeinsamen Tour im Jahr 1982, die nicht nur wegen der  musikalischen Qualität, sondern auch wegen des nicht länger zu übersehenden Zerwürfnisses des Paares Schlagzeilen machte. Das mit Live-Versionen vertretene, letzte Studioalbum des Duos, Shoot Out the Lights, gilt wie Dylans Blood on the Tracks als eines der großen Trennungsalben.

Der nicht weniger formidablen Solo-Karriere Thompsons sind die CDs Nummer zwei und drei mit BBC-Einspielungen der Jahre 1985 bis 2009 gewidmet. Dabei zeigt sich, dass Thompson, der nach wie vor mit unterschiedlichen Bands wie auch solo auf Tour geht, ein Meister darin ist, seine Songs dem jeweiligen Format anzuverwandeln. Nicht davon zu sprechen, dass man es mit einem Gitarristen zu tun, der in seinen E-Gitarren-Soli ohne jegliche Bluesklischees auskommt und es vermag, mit seinem Gitarrenspiel ebenso Geschichten zu erzählen wie mit seinen Songtexten.

Dass Thompson-Konzerte - der Mann wird seit jeher gerne als Spezialist für doom and gloom gehandelt - alles andere als eine humorfreie Angelegenheit sind, beweist hingegen ein Video von einem BBC-Auftritt, das sich nicht auf der DVD des aktuellen Box-Sets, sondern auf YouTube findet: zu einem veritalblen live favourite des frisch gebackenen Officer of the Order of the British Empire entwickelt hat sich ein nicht ganz unbekannter, mit einer gewissen Britsey Spears assoziierter Song, Oops! I did it again. (glicka, derStandard.at, 29. Juni 2011)