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Das neue Gebäude für die HIV-Station des AKH Wien hat 5,2 Millionen Euro gekostet. Für die meisten dort tätigen Ärzte ist nur Geld da, wenn Pharmafirmen klinische Studien in Auftrag geben.

Foto: AP/Punz

Wien - Die gute Nachricht zuerst: Am Allgemeinen Krankenhaus (AKH) Wien werden HIV-/Aids-Patienten seit wenigen Tagen in einer neuen Station behandelt. 5,2 Millionen Euro wurden für den Bau des neuen Trakts namens "4Süd" in die Hand genommen.

Die schlechte Nachricht: Die Betreuung der rund 1100 Patienten steht in Österreichs größter HIV-Aids-Station alles andere als auf sicheren Beinen. Drei von fünf dort tätigen Ärzten stecken in einer überaus prekären Arbeitssituation. Sie sind drittmittelfinanziert, ihre Verträge werden also nur so lange verlängert, solange die Pharmaindustrie Geld für klinische Studien bereitstellt.

Ein Betroffener ist Florian Breitenecker. Alle zwei Monate laufe sein Vertrag aus und er unterschreibe einen neuen, sagt er - so Geld da ist. Ein Kollege, erzählt Breitenecker, sei zuletzt ein paar Wochen ohne Vertrag gewesen und als Mitarbeiter ausgefallen.

Die prekär beschäftigten Ärzte sind aber nicht nur für klinische Studien zuständig, wofür die Drittmittel eigentlich zur Verfügung stehen. Sie übernehmen auch den Großteil der ambulanten Patientenversorgung: Blutkontrolle, Therapie verschreiben und Behandlung akuter gesundheitlicher Probleme von HIV-Patienten.

Ein weiteres Problem, das sich durch diese Beschäftigungssituation auftut, ist, dass nach einiger Zeit der Verlängerung ein Kettenvertrag vorliegt. "Die Med-Uni will einen dann loswerden, weil man dann angestellt werden muss", fürchtet Breitenecker. Am AKH, wo der Bund über die Med-Uni Wien (MUW) Ärzte beschäftigt, gilt aber seit Anfang 2011 ein Aufnahmestopp. Derzeit werden Stellen abgebaut, frei werdende nicht nachbesetzt.

Die Zahl der ambulant behandelten HIV-/Aids-Patienten im AKH ist seit 2003 aber um mehr als das Doppelte gestiegen. Die Zahl der Studien (und der Mittel dafür) dürfte jedoch sinken, meint der Chef der HIV-Ambulanz, Georg Stingl. Er könne wegen des Aufnahmestopps nicht nachbesetzen. Stingl: "Ich jongliere."

Neben Ambulanz und Tagesklinik gibt es eine Zehn-Betten-Station im Neubau. Das Pflegepersonal dort erhält sein Gehalt von der Stadt Wien, die für den Neubau 2,8 Millionen Euro gezahlt hat.

Für die Personalnot im Ärztebereich sieht sich Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SP) aber nicht zuständig. Sie verweist auf den regionalen Strukturplan Gesundheit, der besagt, dass Ärzte im AKH vom Bund finanziert werden. "Man könnte allerdings über eine gemeinsame Betriebsgesellschaft für das AKH nachdenken", sagt sie. Der derzeit gültige Kooperationsvertrag läuft aber noch mindestens bis 2015.

Auch MUW-Vizerektorin Karin Guitérrez-Lobos hält eine "gemeinsame Leistungsplanung mit der Stadt" für "wirklich wünschenswert". MUW-Rektor Wolfgang Schütz war nicht erreichbar.

Im Büro des Wissenschaftsministers Karlheinz Töchterle (ÖVP) heißt es, der MUW stünden vom Bund für 2010 bis 2012 rund 818 Mio. Euro zur Verfügung - eine Steigerung von acht Prozent gegenüber der vorigen Periode. Die Verteilung der Mittel innerhalb der MUW und die Anstellung von Ärzten sei dabei Sache der Med-Uni und falle in deren Autonomie. (Karin Pollack/Gudrun Springer/DER STANDARD, Printausgabe, 2./3. Juli 2011)