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Im AllCoal-Szenario errechneten die Forscher aus der Schweiz und den USA, dass der Nordpol bereits ab 2070 eisfrei sein könnte.

Foto: REUTERS/Lucas Jackson

Zürich/Boulder - Ein internationales Forscher-Team hat zwei neue Klimamodelle entwickelt, die von extrem hohen Kohlenstoff-Emissionen ausgehen. Die errechneten Folgen: Verheerende Dürren in Südeuropa und bis zu sieben Grad wärmere Sommer in Skandinavien.

Die von Klimaforschern der ETH Zürich und des National Center for Atmospheric Research (NCAR) in Boulder (USA) simulierten Szenarien eines Treibhausgas-Anstiegs sind äußerst pessimistisch angelegt, aber auch nicht ganz unmöglich, was die Wahrscheinlichkeit ihres Eintritts angeht. Sie dienen vor allem dazu, zu testen, ob heutige Simulationsprogramme auch unter extremen Situationen tauglich sind.

"Unsere Studie untersucht eine Zukunft, in der fossile Brennstoffe ohne jegliche Einschränkungen genutzt werden", erklärte Studienleiter Ben Sanderson. Die globale Erwärmung würde so nicht gebremst und läge höher als alle bisher vom Weltklimarat untersuchten Szenarien.

In ihrer im Fachblatt Environmental Research Letters publizierten Studie nehmen die Forscher in ihrem ersten Szenario namens CurrentMix an, dass in gleichem Maß fossile Brennstoffe verbrannt werden wie heute. Gleichzeitig würde die Weltbevölkerung von heute rund sieben Milliarden auf elf Milliarden Menschen bis ins Jahr 2100 steigen. Das zweite Szenario, AllCoal genannt, geht gar von einem Bevölkerungswachstum auf 15 Milliarden Menschen bis zum Jahr 2100 aus. Gleichzeitig, so die Annahme, verstärkt sich die Nachfrage nach Kohle - jenem Brennstoff, bei dem pro Energieeinheit am meisten CO2 in die Atmosphäre geschleudert wird.

Nordpol 2070 eisfrei

Wie die Forscher berechnet haben, würden die Temperaturen in der Arktis unter diesen beiden Voraussetzungen um mehr als zwölf Grad steigen und die Eisdecke schmelzen lassen. AllCoal würde dafür sorgen, dass der Nordpol schon im Jahr 2070 komplett eisfrei wäre - verbunden mit einer dramatischen Erhöhung des Meeresspiegels. Auch in Nordeuropa würden die Temperaturen überdurchschnittlich stark steigen. Die Forscher haben berechnet, dass die maximalen Sommertemperaturen in Skandinavien im Jahr 2100 um sechs bis sieben Grad höher liegen würden als heute.

Gleichzeitig würde sich die Niederschlagsmengen verschieben: Beim AllCoal-Szenario müssten zum Beispiel Südeuropa, Mittelamerika und Südaustralien mit 30 bis 80 Prozent weniger Regen rechnen. In der Arktis, der Antarktis, Nordkanada und Sibirien dagegen gäbe es 50 bis 200 Prozent mehr Niederschlag als heute. (red/APA)