St. Pölten - "Das erste verpflichtende Kindergartenjahr kann nur der Beginn gewesen sein", sagt Sepp Leitner, Chef der SP Niederösterreich, zur Debatte um die Ausbildung von Migranten. Leitner pflichtet damit Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz (ÖVP) bei, dessen Vorstoß für ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr auch von Experten in dem diese Woche präsentierten Integrationsbericht unterstützt wird.

Leitner verweist auf die Ergebnisse einer Umfrage bei 1011 Newsletterbeziehern seiner Partei, in der 48 Prozent Deutschlernen und elf Prozent Aus- und Weiterbildung als essenziell für das Fortkommen Zugewanderter am Arbeitsmarkt bewerteten.

Soziallandesrätin Barbara Schwarz (VP) hält "alles, was Kinder auf die Schule vorbereitet", für "sehr wichtig". Mit einem zweiten verpflichtenden Kindergartenjahr gebe es auch "logistisch kein Problem". Schon jetzt besuchten 90 Prozent der Kinder zwei Jahre oder länger den Kindergarten.

Umfrage statt Querdenken

Die SP hat ihre Arbeitswelt- Umfrage im Zuge eines Ideenfindungsprozesses für künftige politische Ziele durchgeführt. Vorbild ist das Projekt "Österreich 2020" der Bundes-SPÖ, bei dem Experten und Querdenker neue Impulse liefern sollen.

Leitner will etwa Weiterbildungsmöglichkeiten für Frauen in Karenz schaffen, überbetriebliche Lehrwerkstätten besser vernetzen und sich für die Ausbildungspflicht bis 18 Jahre sowie für längere Öffnungszeiten bei Kinderbetreuungseinrichtungen starkmachen. Will die SP damit ihr Profil schärfen, wird das schwierig, denn in vielem stimmen die Schwarzen mit den Roten überein. Bei den überbetrieblichen Lehrwerkstätten sei sie "mit ihm", sagt Landesrätin Schwarz, eine Ausbildungspflicht bis 18 sei "überlegenswert". Bei der Kinderbetreuung sieht sie das Land "schon jetzt sehr gut aufgestellt" und für unter Dreijährige werde gerade der Bedarf erhoben. (spri, DER STANDARD, Printausgabe, 9./10.7.2011)